«Man's World»: Meditationen über den Mann im 21. Jahrhundert
«Frauen brauchen glückliche Männer». So zu lesen anfangs März an der Messe «Man’s World» in Zürich. Doch was braucht der moderne Mann um glücklich zu sein und welches Männerbild wird in Oerlikon porträtiert?
Um es gleich vorwegzunehmen: Es ist nicht gerade eine feministische Zelebrierung des modernen Hausmannes, die sich hier in Oerlikon präsentiert. Wer Kochschürzen und Babywindeln erwartet hat, wird wohl oder übel enttäuscht. Nachdem sich die Augen an die Dunkelheit, und die Nase an den mehr oder weniger betörenden Grillgeruch gewöhnt haben, fällt zuerst die sonderliche Bekleidung auf. Die Besucher und Besucherinnen bedienten sich bei der Kleiderwahl augenscheinlich einer Mischung aus der Krimi-Serie «Peaky Blinders» und dem wilden Westen. Schirmmützen und Tweed-Jacketts aus den Zwanzigerjahren, Holzfällerhemden und Hosenträger im amerikanischen Stil. Gesichtsbehaarung steht hoch im Kurs, die eigene Bartlosigkeit wird einem hier schmerzlich vor Augen geführt.
Mannsein ist teuer
Als erstes ein Abstecher zum Food-Corner: Männergruppen mittleren Alters auf Wochenendausflug vergütigen sich hier an Büffelburgern, um sich gleich darauf beim Grill-Sheriff nach dem Preis eines Cowboygrills zu erkundigen. Büffelhörner sowie Bilder von der Route 66 und Indianerhäuptlingen zieren die Wände. Die Freiheit und die Männlichkeit des wilden Westens scheinen hier im regnerischen Zürich zum Greifen nahe.
Zu kaufen gibt es allerhand Klassiker des männlichen Grundinventars: Motorräder, Massanzüge und Messer. Die meisten Produkte entsprechen einem gehobenen Preissegment. Wahrscheinlich hat der Eintrittspreis von 39 Franken sowieso bereits die weniger kaufkräftige Spreu vom vermögenden Weizen getrennt. Auch das Kindliche im Manne kann hier schonungslos ausgelebt werden. Dafür stehen unter anderem eine Carrera-Bahn, ein Flugzeugsimulator und sogar ein echter Bagger zur Verfügung.
Emanzipiert? – Geh ins Nagelstudio
Gerungen um das Männerbild wird trotz der Inszenierung, zumindest dort wo noch eine vermeintliche Marktlücke erkannt wurde. Beispielsweise beim Nagelstudio nur für den Mann. Die Kunden dürfen sich dort auf Lederstühlen mit Whiskey verköstigen lassen während ihre Hände verschönert werden. Die Nägel feilen dann aber ausschliesslich weibliche Angestellte. Sich von anderen Männern bedienen zu lassen wäre – Emanzipation hin oder her – wohl trotzdem zu viel des Guten.
Generell verstricken sich die Veranstalter in einem kruden Bild der Geschlechterverhältnisse. Im Vorfeld der Messe wurde von den Veranstaltern eine Charity-Auktion zu Gunsten der Stiftung Frauenhaus Zürich abgehalten. Die Ironie ist kaum zu übersehen: Ein Refugium spendet hier an das andere.
Schlussendlich werden in Oerlikon nicht nur Waren feilgeboten, sondern es wird ein Lebensgefühl verkauft. Die «Man’s World» ist ein Ort, an dem sich der durch den Feminismus orientierungslos gewordene Mann wieder ausrichten und sich selbst bestätigen kann. Zumindest solange bis er wieder hinaustreten muss, in den Regen und die Gegenwart.