"Blue My Mind" von Lisa Brühlmann. zvg

Sex, drugs and teenage angst

9. November 2017

Zunächst scheint «Blue My Mind» dem Skript eines klassischen Teenager-Films zu folgen. Die 15-jährige Mia ist mit ihren Eltern in eine neue Stadt gezogen und muss sich in der neuen Klasse zurechtfinden. Die coolen, aber fiesen Mädels, zu deren Clique Mia gehören will, gibt's auch. Doch Mia braucht sich nicht nur in der Schule einzuleben, auch ihr Körper beginnt sich zu verändern. Nur nicht ganz so wie üblich. Doch niemand scheint sie zu verstehen und Mia fühlt sich nirgendswo wirklich zugehörig. Während die üblichen Shopping- und Partyszenen auch in diesem Coming-of-Age-Film nicht fehlen dürfen, wird bald klar, dass dies wohl einer der blutigeren Pubertätsfilme ist. Und damit ist nicht nur Periodenblut gemeint. In diesem düsteren, aber bildgewaltigen Erstlingsstück der Zürcher Regisseurin Lisa Brühlmann werden nicht bloss erste Zigaretten und schüchterne Küsse ausgetauscht. Hier wird gekotzt, gebumst und geklaut. Indes verwischen bei Mia langsam die Grenzen von dem was sie will und was man von ihr will, sie wird immer tiefer in den Strudel aus Ritualen des Erwachsenwerdens reingezogen.

Der ZhDK-Abschlussfilm streift dabei viele Themen eher oberflächlich und wirft etliche Fragen auf, die letzten Endes unbeantwortet bleiben. Dabei bleiben die Figuren eindimensional, obwohl der Film das Ausbrechen aus Rollen thematisiert. Und das Erwachsen- bzw. Jugendlichsein wird als das enttarnt, was es zuinnerst ist: eine Performance, mit Übermut und Exzess beziehungsweise mit strenger Miene und Autorität gespielt.

Der Film, welcher beim diesjährigen Zurich Film Festival gleich den Preis in der Kategorie «Fokus Schweiz, Deutschland, Österreich», den Kritikerpreis sowie den Filmpreis der Zürcher Kirchen gewonnen hat, ist bildlich stärker als in seinen Dialogen. Der wohl beste Satz lautet: «Vielleicht fick ich ihn, wenn er besser leckt». Dafür legen vor allem die jungen Schauspielerinnen, insbesondere Hauptdarstellerin Luna Wedler, eine beachtenswerte Leistung hin. Abschliessend bleiben einem als Zuschauerin und Zuschauer viele Fragen offen, aber gehört das nicht genau zum Erwachsenwerden?

Blue My Mind. Buch & Regie: Lisa Brühlmann. 97min, 2017. Ab Donnerstag, 9.11. im Kino.