Bologna Babe

Bologna Babe

28. Oktober 2016

Sexy Körper, sexy Köpfchen

Wer glaubt, an der Universität zählten die inneren Werte, liegt falsch. Die Zeiten der dickbäuchigen Professoren und der hässlichen Dozenten sind vorbei. Hochrangige Publikationen und argumentative Schlagkraft sind zwar schön und gut – aber wer seine Intelligenz nicht vermarkten kann, wird untergehen. Deshalb gilt das Motto: Lieber schön und halbschlau als hässlich und genial.

Ich mag nicht die hellste Birne im Vorlesungssaal sein, aber ich kann jeden HR-Verantwortlichen davon überzeugen, dass ich die Richtige für den Job bin; und jede Professorin glauben machen, dass ich den Sechser verdiene. Warum? Weil mein Körper Disziplin und Ausdauer ausstrahlt. Ich quäle mich mit Planks, Squats und HIIT. Ich bin ein Mensch mit Roboterqualitäten. Ich wickle die Leute um den Finger, weil sie glauben, dass in meinem gestählten Körper ein ebenso gestählter Geist stecken muss.

Manche Mitstudierende beschimpfen mich für meinen Körperkult als oberflächlich, opportunistisch und anti-akademisch. Diese verkrustete Haltung verstehe ich nicht. Sind denn nur kettenrauchende, unsportliche Sartre-Kenner «richtige» Intellektuelle? Ist es denn besser, als arbeitslose Hochgebildete zu enden?

Von mir aus können diese naiven Studierenden weiterhin glauben, dass die Universität nicht genau so neoliberal funktioniere wie eine Grossbank. UZH loves UBS, Baby! Ich lasse mich nicht beirren – schwitze weiterhin im ASVZ, setzte auf Clean Eating und kaufe teure Kleider. Ich glaube an harder, better, faster, stronger. Und das solltest du auch!

Das Bologna Babe (22) ist produktiv, trainiert und schön. Hier sammelt sie Extracurricular Activities für ihren CV.