Polizisten mit Panzer

5. Oktober 2016

«Do Not Resist» dokumentiert die Militarisierung der amerikanischen Polizei mit einem kürzlich vorgefallenen Ereignis.

Anhand der Ausschreitungen in Ferguson 2014, bei denen ein 18-jähriger afroamerikanischer Schüler von einem Polizisten erschossen wurde, zeigt «Do Not Resist» die Problematik der Polizeigewalt und des Rassismus in Amerika auf.

Regisseur Craig Atkinson begibt sich mit seinem Kamerateam inmitten der Proteste in Ferguson. Diese sind so brutal, dass sogar ihre Sicherheit teilweise in Gefahr scheint. Atkinson dokumentiert aber nicht bloss die Proteste der afroamerikanischen Bevölkerung; er lässt auch die Polizisten zu Wort kommen und versucht ihre Motive zu verstehen. Wieso rüsten sich Polizisten in kleinen Vororten ohne jegliche Bedrohung mit Irak-getesteten Kampffahrzeugen aus? Er befragt Polizisten und Experten und filmt ein Gerichtsverhör. Wirkliche Antworten auf die Frage, weshalb die amerikanische Polizei derart aufrüstet, findet er allerdings nicht.

Brandaktuelle Thematik

Aller gewollter Neutralität zum Trotz fällt es sehr schwer, Sympathien für die US-Polizisten zu gewinnen. Atkinson trifft mit seinem Film den Nerv der Zeit. Die Vereinigten Staaten von Amerika scheinen diese Tage so aufgewühlt und zerrüttet wie schon lange nicht mehr. Als Barack Obama Präsident der Vereinigten Staaten wurde, schien Rassismus und die Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung endgültig vorbei. Doch das war leider mehr Schein als Sein. Dass das Thema auch 2016 noch brandaktuell ist, zeigen aktuelle Geschehnisse wie die Erschiessung von Terrence Crutcher und die entstandenen Bewegungen wie jene von Colin Kaepernick oder «Black Lives Matter». Wer bisher noch nichts von dieser explosiven Thematik gehört hat, wird den Kinosaal wohl kaum ohne Schwindelanfall verlassen können.

Keine Lösungsansätze

Der Film zeigt verschiedene Facetten der Problematik auf, doch 72 Minuten sind viel zu kurz um wirklich Licht in das Dunkel der Rassismus- und Polizeigewalt-Debatte zu bringen. Das will der Film denn auch gar nicht wirklich tun. Es scheint eher so als wolle uns Craig Atkinson mit nackter Brutalität aufwecken und das Problem vor Augen führen. Dies gelingt ihm sehr gut. Zu kritisieren ist einzig, dass es keinerlei Entwicklung während des Filmes gibt: Atkinson bleibt bei den Ereignissen rund um Ferguson 2014. Neue Entwicklungen werden nicht eingebunden. Somit hinterlässt der Film einen sehr düsteren Eindruck, sind doch keinerlei Auswege oder Hinweise auf Besserung zu sehen. Der Film endet wie er begonnen hat, mit wütenden Menschen und paranoid gepanzerten Polizisten. Die Hoffnung fehlt.

«Do Not Resist» Regie: Craig Atkinson, Vanish Films, USA 2016