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Musik als Waffe

Dass uferloses Suchen nach dem Sinn von allem und jedem nicht nur zu Depressionen, sondern auch zu poetischen Texten führen kann, beweist Prinz Pi auf seiner neuen Platte zweifellos. Zumindest im Vergleich mit der durchschnittlichen deutschen Rap-Landschaft.

24. Februar 2016

«Im Westen nix Neues» hat kaum etwas mit einem jungen Soldaten im Ersten Weltkrieg zu tun. Vielleicht aber mit einem einsamen Partisanen im endlosen Gefecht mit sich selbst und den Missständen in seiner Umwelt. Als Waffe dient die Musik.

Sie handelt von verflossenen Lieben, dem käuflichen Leben und ewigen Lügen, fein gereimt auf instrumentalen Beats. E-Gitarre und Schlagzeug oder Klavier, Geige und Chöre untermalen die mal schnellen, aggressiven und mal ruhig-melancholischen Songs. Und das ist – der Albumtitel lässt es vermuten – nix Neues: Lieder wie Themen erinnern oft an das vorangehende Album «Kompass ohne Norden». Schlimm ist das allerdings nicht, schliesslich handelt es sich keineswegs um längst Verdautes oder wieder Aufgewärmtes. Viel eher serviert uns Prinz Pi ein neues musikalisches Gericht, abgeschmeckt mit altvertrauten Gewürzen. Gewürze, die von scharf bis bitter kaum etwas auslassen. Nur süss sind sie nicht. Dies lässt sich schon beim Betrachten des CD-Covers erahnen. Liedtitel wie «Schwermetall», «Schwarzer Lack» oder «Schornsteine» sind bezeichnend für die fast durchgehend düstere Stimmung des Albums.

Wer also spritzig-fröhliche Wortspiele oder satte Bässe und ruppige Phrasen erwartet, wird vom ehemaligen Prinz Porno wohl enttäuscht sein. In wessen Herzen doch ähnlich leidenschaftlich der Weltschmerz drückt, der ist dankbar dafür, sich mit dem Prinzen im Ohr und den Sorgen im Bauch ein bisschen weniger alleine zu fühlen.

Prinz Pi: Im Westen nix Neues.

Keine Liebe Records 2016.