Fahr zur Hölle: Leintücher
Leintücher sind des Teufels — Mann und Frau haben gerade fantastischen Sex. Das suggeriert zumindest der Zusammenschnitt von sich bewegenden Körperteilen: Goldene Locken fallen in den Nacken, die Kamera schwenkt über makellose Rücken, eine Hand gräbt sich tief ins Matratzenpolster. Sie kommen gleichzeitig.
Das Schlimmste folgt erst nach dieser Disney-tauglichen Darstellung von Sex: Die Frau hat sich das weisse Leintuch (anscheinend gibt es keine Daunendecken in den USA) um die Brüste gewickelt als wäre es ein Abendkleid von Dior. Dann steht sie auf, presst sich das Kleid an den Oberkörper und verschwindet mit der weissen Schleppe auf die Toilette.
An dieser so oft kopierten Szene ist alles pro-blematisch: Weibliche Nippel gelten noch immer als unzumutbar, weibliche Körper als Ganzes dürfen nicht in ihrer Echtheit gezeigt werden.
Auf den Scheiterhaufen mit der Idee, dass Sex mit einem Auftritt im Ballkleid endet! Wenn Pubertierende das Gefühl haben, Frauen müssten versaute Miezen sein, die sich nach dem Akt gleich wieder in wohlriechende Märchenprinzessinnen verwandeln, dann sind wir mit der Emanzipation nicht weit gekommen. Verbrennt diese Leintücher! Ihre Weichspüler-weisse Reinheit soll dreckigem Russ weichen. Und wer nach dem Sex trotzdem das Bedürfnis verspürt, sich in ein Leintuch einzuwickeln, soll die Idee, dass etwas mit den Brüsten nicht stimmt, über Bord werfen – und den Sexualpartner aus dem Bett.