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Theisohns Sci-Fi-Tipp

Theisohns Sci-Fi-Tipp

28. November 2014

Christopher Nolans «Interstellar» —  «They’re us.» Die Entdeckung, dass die Signale aus dem All von uns selbst stammen, ja: dass wir selbst einen Kommunikationszirkel angestossen haben, der uns in neue Lebensräume führen wird, ist der Grundgedanke dieses Films. Der Verwandlungsprozess, den er dem Menschen auferlegt, ist damit gewaltiger, als es jede Alienmaskerade je sein könnte. Was das eigentlich bedeutet, «ausserirdisch zu werden», das zeigt «Interstellar» recht eindrücklich. An die Stelle der Weltraumkolonien – jener Aussenposten der Menschheit, die das Science- Fiction-Kino lange bereist hat, als handle es sich dabei um einen Abenteuer-Urlaub –, setzt Nolan die Einsicht, dass die fremden Welten erst dann lebensfähig werden, wenn wir lernen, als Spezies zu denken und zu handeln. In der dramaturgischen Umsetzung dieser These ist «Interstellar» so konsequent wie kein an­derer Film davor – ausgenommen vielleicht Kubricks «2001», der als Reminiszenz an allen Ecken und Enden aufscheint. Abseits aller Astrophysik gelingt dabei aber auch eine bemerkenswerte Reflexion über die Literatur als Medium der extraterrestrischen Einbildungskraft. Das hat Zukunft.

Christopher Nolan: Interstellar (2014)

Prof. Dr. Philipp Theisohn forscht am Deutschen Seminar zu extraterrestrischer Literatur.