Theisohns Sci-Fi-Tipp: Eberhard Christian Kindermann – Die Geschwinde-Reise im Lufftschiff nach der obern Welt
Eberhard Christian Kindermann: Die Geschwinde-Reise im Lufftschiff nach der obern Welt (1744) — Fünf Astronauten landen in der Mitte des 18. Jahrhunderts auf einem der (zu diesem Zeitpunkt noch nicht entdeckten) Marsmonde. Dort angekommen, erklären sie den Bewohnern des Gestirns, sie seien «Götter der Lufft», und demonstrieren diesen Sachverhalt mit Waffengewalt.
Doch wer den Tod zu bringen vermag, herrscht noch lange nicht im All. Die Eingeborenen finden nur allzu schnell heraus, dass es sich bei den Besuchern keinesfalls um Götter handelt, sondern um die Bewohner jener Welt, die ihnen Gott a
ls abschreckendes Beispiel für moralisches Fehlverhalten gewiesen hat. Am Ende der Schöpfungskette, die sich durch das Weltall zieht, stehen also die Menschen, ein verworfenes Geschlecht. Überwinden lässt sich die kosmische Erbsünde einzig und allein durch die Weltraumfiktion, durch das Buch, das uns Kunde gibt vom Leben, Denken und Handeln der Ausserirdischen – die uns zum Vorbild dienen.
Kindermanns Text ist ein Grundpfeiler (nicht nur) der deutschsprachigen Science Fiction. Wer wissen will, wie der moralische Kosmos der Aufklärung strukturiert ist und woher auch Philosophen wie Kant das Selbstbewusstsein und die Überzeugung nahmen, dass «doch die meisten unter den Planeten gewiß bewohnt» seien – der findet hier Antworten. Und eine kurzweilige Lektüre.