ZFF

«Ich sterbe, Liebster»

Der deutsche Spielfilm «Ohne dich» ist eine Hymne an die Ängste. Die internationale Premiere feierte er am 10. Zurich Film Festival.

3. Oktober 2014

Wie weit würde jemand aus Liebe gehen? Regisseur und Drehbuchautor Alexandre Powelz geht dieser Frage in seinem ersten Spielfilm «Ohne Dich» nach. Die Hebamme Rosa steht mit Tränen in den Augen vor ihrem Marcel. «Ich sterbe, Liebster», sagt sie mit fester Stimme. «Ich weiss», antwortet er der Liebe seines Lebens. Marcel pflegt seine krebskranke Rosa liebevoll bis zu ihrem Tod. So weit geht er.

Bewegte Zeiten

Um diese Beziehung ranken sich weitere Geschichten. Es sind Momentaufnahmen von Leben in Veränderung. Entscheidungsfindungen. Krisen. Intime Momente. Da ist die rebellische Kellnerin Motte, die ungewollt schwanger wird. Der Vater: ihr bester Freund, der sich seiner sexuellen Orientierung noch nicht im Klaren ist. Im Spital nimmt sich die Hebamme Rosa der eigenwilligen jungen Frau an. Und da wäre noch die eifersüchtige Putzfrau von Rosa und Marcel, die nicht über ihren - um einiges jüngeren - Ex-Freund hinwegkommt und zur Stalkerin wird. Bis sie merkt wer dessen neue Freundin ist.

Poetisch und etwas pathetisch

Der Film lebt nicht von einem herausragenden Plot, sondern von den poetischen Bildern und dem schauspielerischen Zusammenspiel. Nicht umsonst wollte der Regisseur Powelz unbedingt Katja Riemann, die zuletzt in der deutschen Komödie «Fack ju Göhte» zu sehen war, in seinem Film wissen. «Sie hat das Talent sowohl eine starke und energetische, wie auch eine zerbrechliche Frau spielen zu können», rühmt er die Schauspielerin. Und das passte genau auf die Rolle der sterbenskranken Rosa. Mit Charly Hübner als ihr Partner Marcel harmonieren die beiden als Paar.

Mit den beiden Hauptdarstellern aus der Theaterwelt und dem Regisseur aus der Literaturecke erstaunt es nicht, dass manche Szenen an Theaterinszenierungen erinnern. Teilweise wirken die plötzlichen Gefühlsausbrüche und konstruierten Dialoge etwas pathetisch. Und doch bringen viele Szenen zum Lachen. Der Film findet seinen Höhepunkt in der Tanzszene des unschlagbaren Paares Rosa und Marcel, die sich ekstatisch ihre Sorgen vom Leib schütteln und schliesslich die Sterne betrachtend über den Tod philosophieren: «Wie kann man vor etwas Angst haben, dass man nicht kennt?»

«Ohne dich» ist eine Hymne an die Ängste. Angst vor dem Tod. Angst vor neu heranwachsendem Leben. Angst vor Einsamkeit. Doch am Ende bleibt die Hoffnung und der Film scheint zu flüstern: Das Leben, es geht weiter.