ZFF

Nie zu alt für etwas Zweisamkeit

In Anwesenheit der Regisseurin Bettina Blümner hat der Film «Parcours D’Amour» am 27. September im Arena Cinema seine Europapremiere gefeiert.

30. September 2014

In «Parcours D’Amour» bietet die Regisseurin Bettina Blümner einen Einblick in die Pariser Tanzttees. Bei diesen Veranstaltungen treffen sich Senioren zum Tanzen. In den Etablissements entfliehen die älteren Herren und Damen der Einsamkeit ihres Zuhauses. So können diese Menschen ihre Sehnsucht nach Romantik ausleben. Der Dokumentarfilm zeigt den Zuschauern einen humorvollen Einblick in das Leben im Alter.

Lebensfrohe Senioren

Bettina Blümner begleitete mehrere Senioren während eines Jahres zu den Tanztees. Die Protagonisten erzählten auch von ihrer Kindheit und ihren früheren Erfahrungen mit der Liebe. Die Schicksale könnten unterschiedlicher nicht sein: vom verheirateten Taxiboy, der gegen ein Entgelt die Frauen zum Tanz begleitet, über die Frau, die von ihrer Mutter von der Liebe ihres Lebens getrennt wurde, bis zum Gigolo, der sagt, er habe in seinem Leben nie eine Frau geliebt, nicht einmal seine damalige Ehefrau. Was die Menschen verbindet, ist ihre Liebe zum Tanz, dem grössten Vergnügen in ihrem Leben.

Von der Komik zur Tragik

Der Film bietet viele Szenen, welche die Zuschauer zum Lachen bringen. Wie zum Beispiel, als sich die beiden Cousins, Eugène und Gino, gegenseitig übertrumpfen wollen, wer in seinem Leben nun mehr Geliebte gehabt habe. Neben den vielen lustigen Momenten bei den Tanztees gibt «Parcours D’Amours» auch Einblicke in die traurige Vergangenheit der Protagonisten. Sie erzählen von Geliebten, die sie betrogen und kurz vor der Hochzeit sitzen gelassen hatten, von Krebserkrankungen und von schwieriger Kindheit in armen Verhältnissen. Der Regisseurin gelingt der Balanceakt zwischen traurigen Geschichten und fröhlichen Tanzabenden ausgezeichnet.

Die Liebe im Alter

Nach der Vorstellung im Arena Cinema erzählte Bettina Blümner von ihren Erfahrungen während den Dreharbeiten. Trotz ihren bescheidenen Tanzkünsten sei sie oft selber tanzen gegangen, um potenzielle Protagonisten kennenzulernen und für das Projekt anzuwerben. Sie sei überrascht gewesen, wie viele Ähnlichkeiten sich zu einem ihrer früheren Filme, «Prinzessinenbad», der von jugendlichen Mädchen in Berlin-Kreuzberg erzählt, zeigten. Es scheint, als wäre die Liebe etwas, das sich während des ganzen Lebens nicht gross verändert.

Kampf gegen die Einsamkeit

Der Film zeigt schön, wie die unterschiedlichsten Charaktere sich alle an einem Ort zusammenfinden und ihre gemeinsame Leidenschaft ausleben können: das Tanzen. Viele der porträtierten Senioren leben alleine und haben nicht mehr viele Freunde. Die «thé dansant» sind eine willkommene Flucht aus der Einsamkeit des Alltags. Doch am Ende des Films zeigt sich deutlich, dass dies nur ein temporäres Entkommen ist: Nach einem fröhlichen Abend des Tanzens sitzen alle Senioren einsam und erschöpft im Zug nach Hause.