ZFF

Brüchiges Brooklyn

Nach dem Filmdebut «Bullhead» bringt Michaël Rosam mit «The Drop» ein weiteres spannendes Drama in die Kategorie Internationalen Spielfilm des Zürich Film Festivals 2014, das vor allem durch die Schauspieler begeistert.

29. September 2014

Dunkle Nacht in Brooklyn. Schnee fällt auf die menschenleeren Strassen. Hell leuchtet das Schild «Cousin Marvins» über einer Bar. Unter den Tischen wechselt Schwarzgeld die Besitzer. Mitten in dieser düsteren Umgebung winselt ein junger, süsser Hund. Das herzerweichende Geräusch kommt aus der Mülltonne eines Vorgartens, in der Bob Saginowski den Kleinen findet. Blutverschmiert.

Nachfolger von Bullhead

Dieses Hundebaby leitet durch das neue filmische Werk von Michaël R. Rosam. Bereits am Zürich Film Festival 2011 begeisterte der belgische Regisseur mit dem Drama «Bullhead». In seinem neuen Film „The Drop“ brillieren die Schauspieler Tom Hardy, den man als maskierten Bösewicht Bane in «Batman – The Dark Knight» kennt, so wie Noomi Rapace, die Heldin der schwedischen Verfilmung von Stieg Larssons Millenium-Trilogie. Der aus «The Sopranos» bekannte James Gandolfini spielt darin seine letzte Rolle vor seinem Tod.

Mit diesem Cast führt uns der Regisseur durch die düstere Welt Brooklyns. Mittendrin führen Bob Saginowski (Tom Hardy) und sein Cousin Marv (James Gandolfini) eine Bar. Die trägt zwar noch Cousin Marvins Namen, gehört jedoch lokalen Gangstern, die in ihren «Drop Bars» Geldwäsche betreiben. Als die Bar eines Tages überfallen wird, müssen Bob und Cousin Marv das gestohlene Geld zurückbeschaffen. Die Ereignisse überhäufen sich. Wobei wir wieder beim Hund wären.

Fürsorge und Porzellan im harten Brooklyn

Auf dem Nachhauseweg rettet Bob den verletzten, süssen Pitbull aus dem Abfall. Dass ein Fremder in der Mülltonne ihres Vorgartens wühlt, freut die Bewohnerin Nadja (Noomi Rapace) nicht besonders. Doch ihre Skepsis weicht schnell der Fürsorge für den kleinen Racker. Auch dem frischgebackenen Hundehalter Bob nimmt sie sich an und hilft ihm mit dem Vierbeiner zurechtzukommen. In wunderbarem Kontrast steht Bobs Fürsorge für das Hundebaby zu der erbarmungslosen Welt Brooklyns und den krummen Geschäften. Blutige Warnungen und symbolische Detailaufnahmen führen durch die kriminellen Verstrickungen. Eine kaputte Porzellanstatue eines Engels, die auf Bobs Esstisch steht, nimmt Nadja zu sich. Um sie zu reparieren. Steht der gebrochene Engel für Bob selbst? Oder für seinen Glauben? Regelmässig sitzt der Einzelgänger in der Kirchmesse. Doch kein einziges Mal nimmt er die Hostie entgegen. Das fällt sogar Detective Torres auf, der «zufälligerweise» die gleiche Kirche wie Bob besucht und für den Fall des Barüberfalls zuständig ist.

Spannung durch Charakteren

Der Detective hat an Bobs undurchschaubaren Charakter zu kauen. Inmitten dieser harten Typen will er einfach nicht so recht ins Bild passen. «Du bist kein knallharter Typ. Warum arbeitest du hier?» fragt sich nicht nur Nadja, sondern auch der Zuschauer. Doch genau das Undurchsichtige an Bobs Charakter fasziniert und lässt einem immer neugieriger zurück, was die Geschichte hinter diesem scheinbar emotionslosen und von nichts aus der Ruhe bringenden Typen wohl ist. Und was für eine Rolle spielt eigentlich sein Cousin Marv?

Die konstant bedrohliche Stimmung und die Spannung im Film, werden durch die facettenreichen Charakteren aufrecht erhalten. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse. Diesen Film sollte man sich nicht entgehen lassen. Schon alleine wegen Tom Hardys schauspielerischen Meisterleistung.