Editorial #1/14

Editorial

21. Februar 2014

In den letzten vier Monaten erlebte die Uni Zürich mit Fischer, Jarren und Hengartner drei Männer an der Macht. Verena Meyer ist die einzige Frau, die in der 181-jährigen Geschichte der Uni Zürich dieses Amt bekleidete. Auf 83 Rektoren kommt nur eine Rektorin. Bekäme sie den Job heute angeboten, wüsste sie nicht, ob sie zusagen würde. Im Gespräch mit der ZS erzählt sie, dass sie nur mit viel Glück und Wohl­wollen zur mächtigsten Frau der Uni wurde. Diese Aussage hat mich beschäftigt. Warum steht diese Frau nicht hin und sagt: Ich bin Rektorin ge­­wor­den, weil ich gut war. Verena Meyer wurde Professorin für Experimentalphysik in den 1960er Jahren. In einer Zeit, in der junge Frauen noch Fräuleins waren und nur Männer wählen und abstimmen durften. Sie trotzte allen Widerständen. Dennoch begründet sie ihren Erfolg nicht mit dem eigenen Können.Verena Meyer ist Ende der 1920er Jahre geboren, ich Anfang der 1990er. Zwischen uns liegt über ein halbes Jahrhundert, doch viel verändert hat sich nicht. Erhalten meine Kommilitoninnen eine 6 in einer Prüfung, waren die Fragen einfach. Ergattern sie sich ein Praktikum, war die Konkurrenz schwach. Immer haben sie Glück, nie Erfolg. Der neue Rek­-tor Michael Hengartner redet sich nicht klein und lässt sich zitieren, er wolle vier Gänge hochschalten. Ich frage mich, wie selbstsicher sich eine Rektorin heute geben würde. Deshalb hätte ich für diese Ausgabe lieber eine Frau interviewt.

Nina Kunz, Redaktionsleiterin