Tamara und Larissa (links) wollen die Welt schreibend erkunden.

Forschend in die Ferien

Eine Ethnologin und eine Geographin reisen um die Welt. In einer Mischung aus Reiseführer und Wissensmagazin wollen sie die Daheimgebliebenen auf dem Laufenden halten. Doch ihr Projekt droht zu scheitern.

5. Dezember 2013

Tamara Horn und Larissa Jane Kessler begeben sich auf eine 7-monatige Weltreise. Und sie wollen dich mitnehmen. Ihre Reiseerlebnisse wollen sie in einem eigenen Magazin veröffentlichen. Das Heft «Go Beyond», soll jeweils anfangs jedes Monates in einer Buchhandlung im Einkaufszentrum Sihlcity in Zürich auf Leser warten. «Mit Berichten über ferne Länder, sowie Tipps und Tricks zum Reisen, illustriert mit vielen Bildern, wollen wir die Leute mitnehmen auf unsere Reise und sie unsere Erlebnisse fühlen lassen», erklärt Larissa.

Ausserdem soll der Lesende der «Winterkälte entfliehen können». Zudem wird jedem Abonnenten eine handgeschriebene Postkarte ins Haus flattern.

Nicht die üblichen Touri-Photos

Vergeblich suchen wird man Berichte über die gängigen Touristenattraktionen. «Davon gibt es schon zu viele», sagt Tamara. Der Lesende solle einen authentischen Eindruck davon bekommen, wie die Menschen vor Ort leben.

In einer Sonderedition wollen die Freundinnen über Kasachstan berichten. Dort kennen sie sich aus. Denn Sie nahmen während ihres Studiums – unabhängig voneinander – an einer Feldforschung-Exkursion des Ethnologischen Seminars der Universität Zürich teil.

Während vier Wochen lebten sie in einer kasachischen Gastfamilie und lernten das Land und seine Kultur auf eine ganz besondere Weise kennen. In dieser Sonderedition, die bereits fixfertig ist, schreiben sie über die Hochzeit ihrer kasachischen Gastschwester, aber auch mit den kleineren Problemen mit denen sie konfrontiert waren: «Meine Gastfamilie schöpfte mir immer wieder nach, auch wenn ich schon lange genug gegessen hatte. Mit der Zeit entwickelten wir Tricks, um von fünf auf drei Mahlzeiten zu reduzieren».

Reiseberatung für Freunde

Die Idee für das Projekt entstand spontan. Beide sahen bereits viel von der Welt und haben Fotobücher über ihre Reisen erstellt. Immer öfters kamen Freunde und Bekannte und ersuchten Rat, welche Länder schön zu bereisen wären, wo die schönsten Orte seien und wie man sich richtig verhält. Deswegen beschlossen Tamara und Larissa ein Heft über ihre Erfahrungen zu machen. Ihr Ziel ist es, eine andere Seite der Kulturen aufzuzeigen, eine Seite, die man als normaler Tourist nicht sehen würde. «Es gibt nichts Vergleichbares. Wir wollen die Rückseite des Berges zeigen», sagt Larissa.

Die notwendigen Voraussetzungen bringen sie mit: Tamara (27) ist Ethnologin und Larissa (26) angehende Geographin. Die Aspekte ihres jeweiligen Studiums werden in die Texte integriert. Tamara erzählt: «Wir waren zusammen mit einer Freundin in Bohol. Dort besichtigten wir die »Chocolate Hills». Larissa fing sogleich an zu referieren, wie diese speziellen Vulkane entstanden sind und warum das Gras auf den Hügeln von grün zu braun wechselt.» Geographische und geologische Erklärungen sollen ein Teil des Hefts sein, aber genauso wichtig ist Tamaras Wissen aus dem Studium. Sie will vor allem Kulturen beschreiben, «ohne durch die westliche Brille» zu sehen, und Vergleiche zwischen verschiedenen Lebensweisen anstellen.

Gepäcklimit: 10 Kilo

Die Route ist provisorisch geplant. Los geht es am 6. Januar 2014: Ein Flug über Thailand nach Myammar. Ohne ein bestimmtes Datum für die Rückkehr oder eine genaue Route. «Immer dorthin, wo der Wind uns hintreibt», sagen die beiden Reiselustigen. Hauptsache dem Lauf der Sonne folgend. Nach Myammar geht es voraussichtlich weiter über Thailand, die Philippinen, Australien, Hawaii schliesslich nach Südamerika.

Ins Hotel müssen sie nicht. Sie kennen Menschen in fast allen Ländern, die sie bereisen. Bei deren Familien übernachten sie und erleben hautnah die lokale Kultur. Ein Trip von Haustür zu Haustür. Auf Luxus verzichten sie freiwillig. «Wir haben uns eine Limit gesetzt: höchstens 10 Kilogramm Gepäck.

Projekt droht zu scheitern

Um das Heft produzieren zu können, suchen sie noch Spenden. Denn obwohl beide noch neben ihrem Studium arbeiten, bleibt zu wenig, um ihr Projekt alleine zu finanzieren. Darum setzen sie auf «Crowd-Funding». Auf der Plattform «100 Days» sind nach 51 Tagen 1'275 Franken zusammengekommen. Das sind aber erst 18 Prozent der erforderlichen 7000 Franken. «Alles Geld fliesst in das Drucken der Magazine. Und das Versenden der Postkarten», räumt Tamara den Verdacht aus der Welt, sie wollten sich nur ihre Ferien finanzieren.

Kommen in den nächsten Tagen nicht noch 5725 Franken zusammen, gehen auch die bisher gesprochenen Beträge zurück an die Spender. Tamara ist zuversichtlich, dass das klappt. «Die Reise machen wir so oder so. Aber es würde uns freuen, wenn die Aktion mit den Heften klappen würde. Wenn es funktioniert, gibt es von der nächsten Reise nochmals eine Serie», sagt sie. Larissa wird nach der Rückkehr zwar mit ihrem Master beginnen, dennoch bleibt die Leidenschaft: Beide würden das Reisen am liebsten zu ihrem Beruf machen.

Das Heft abonnieren und spenden kann man unter:

http://www.100-days.net/de/projekt/gobeyond-far-far-away