Nina Kunz ist ZS-Redaktorin. In diesem Semester hört die Geschichtsstudentin in drei Seminaren insgesamt 63 Stunden lang Vorträgen zu. ZS

Lehrt mich!

28. November 2013

Vorträge in Seminarstunden

Die Professorinnen und Professoren sind faul. Statt ihre Seminare selbst vorzubereiten, schieben sie die Arbeit auf uns Studierende ab. In der ersten Stunde einer Lehrveranstaltung hält eine Studentin ein Referat, in der zweiten wird darüber diskutiert. Das ist langweilig. Sind Studierende für jede Minute des Seminars verantwortlich, nehmen die Professorinnen und Professoren ihren Lehrauftrag nicht wahr. Warum sollen Laien den ganzen Inhalt vermitteln, wenn eine Fachperson im Raum sitzt? Studierende lesen ihr Referatsthema am Vorabend auf Wikipedia nach. Die Dozierenden jedoch forschen auf dem Gebiet. Sie könnten uns auf den aktuellen Wissensstand bringen, doch sie ziehen es vor, uns nach dem Referat mitzuteilen, dass wir veraltete Forschung vorgestellt haben.

Diese Praxis wird mit dem Vorwand gerechtfertigt, dass wir das Vortragen üben sollen. Souverän präsentieren zu können, ist zweifellos eine wichtige Qualifikation. Doch verleidet es uns, wenn wir nichts anderes machen als vorbereiten, referieren und zuhören. Der Lerneffekt hängt mit der Routine und nicht mit der Länge des Vortrags zu­sammen. Da beinahe jedes Modul einen mündlichen Leistungsnachweis er­fordert, würden kurze Inputs von Studierenden vollkommen reichen.

In Seminaren mit schweigenden Dozierenden scheint die Zeit stillzustehen. Vortragende kratzen sich am Kopf, weil sie vergessen haben, was sie eigentlich sagen wollten. Es könnte auch anders sein. Professorinnen und Professoren, lehrt uns, ihr werdet dafür bezahlt.