VSUZH-Copräsident Julian Renninger verteilt Rosen.

Friede, Freude, Schoggikuchen

An der offiziellen Gründungsfeier des VSUZH liessen Studierendenpolitiker, der Rektor und GLP-Kantonsrat Andreas Erdin die konfliktreiche Gründungsgeschichte des Studierendenverbandes in Anekdoten aufleben.

31. Mai 2013

In der altehrwürdigen Aula feierte der erst drei Tage alte Verband der Studierenden VSUZH die Wiederauferstehung einer eigenständigen Körperschaft. Vor Studierendenvertreterinnen und -Vertretern aus der ganzen Schweiz, Professoren und einigen wenigen Studierenden gratulierte als erstes Rektor Andreas Fischer. Er rief in Erinnerung, dass die Vorgängerorganisation des VSUZH in den 1970er Jahre abgeschafft wurde, weil sie nicht mehr die gesamte Studierendenschaft vertreten habe. Dies dürfe dem VSUZH nicht passieren.

Damit sprach er ein Thema an, dass auch in den meisten noch folgenden Beiträgen immer wieder aufkam. Ob der Kantonsrat der Grünliberalen Andreas Erdin, die ehemalige Studierendenratspräsidentin Sylvie Fee Matter oder die beiden am Dienstag ins Amt gewählten VSUZH-CopräsidentInnen Julian Renninger und Oriana Schällibaum: Alle unterstrichen, dass der VSUZH die Gesamtheit der Studierenden vertreten solle und wolle. Hintergrund dieser Beteuerungen ist die Dominanz linker Gruppierungen im damaligen Studierendenverband SUZ. Rektor Fischer zeigte sich erfreut über das Resultat der Wahlen in den Rat des VSUZH. Es stimme ihn zuversichtlich. Bei der Wahl hatten die traditionell starken Gruppierungen der Linken (kriPo und Skalp) zugunsten von StandortvertreterInnen und Fachvereinen verloren. Fischer wünscht sich vom VSUZH eine Interessenvertretung die ohne Bruch mit der Unileitung oder der Professorenschaft auskommt.

Im Zunfthaus die FDP umgestimmt

GLP-Kantonsrat Erdin zeichnete anekdotenreich den Weg, den das Projekt einer Wiedereinführung der verfassten Studierendenschaft nahm. Zwei Jahre, vier Monate und zwei Tage habe es gebraucht, bis der Kantonsrat dem Vorstoss schliesslich zustimmte. Die Ängste der Gegner skizzierte Erdin anhand Zitaten aus Ratsprotokollen. «Einparteiensystem, Patrizierherrschaft, Demokratieproblem» waren die Begriffe, mit denen Gegner der Vorlage Stimmung machten. Diese unterlief man mit dem Austrittsrecht, dass in die Vorlage aufgenommen wurde. Sogar alt Regierungsrat Alfred Gilgen habe die rechtliche Form des Verbandes schliesslich begrüsst. Gilgen, der die Abschaffung der SUZ betrieben hatte, habe ihm unter vier Augen gesagt, einer solchen Lösung hätte er schon damals zugestimmt.

Die Entscheidung fiel schliesslich im August 2011 mit 99 zu 72 Stimmen. Wie diese knappe Mehrheit zustande gekommen war, erklärte alt StuRa-Präsidentin Matter. Die SP, bei der sie Mitglied ist, habe damals empfohlen eine andere Partei zu überzeugen, die Vorlage einzubringen. Als Vorlage der Linken hätte sie im bürgerlich dominierten Kantonsrat keine Chance gehabt. Gefunden wurde diese Partei in Form der Grünliberalen, auch dank der Vermittlung von Ex-ZS-Redaktor Lukas Messmer, wie Matter betonte. Gwendolyn Marx berichtete von Lobbying-Gesprächen im Zunfthaus. Auch die FDP sollte so auf Linie gebracht werden.

VSUZH als Mikrowellen-Dealer?

Nur durch ein paar Takte Musik unterbrochen liessen alles Sprechenden die Enstehungsgeschichte des VSUZH aufleben, auch wenn sie wie alt StuRa-Präsidentin Matter behaupteten den Habitus der Historikerin einmal abzulegen. In die Zukunft gerichtet war der Beitrag des aktuellen Präsidiums des VSUZH. Oriana Schällibaum zeichneten zuerst ein düsteres Szenario einer Uni Zürich im Jahr 2020. Die Uni sei von der ETH geschluckt worden und der VSUZH zum Dealer von Mikrowellen und Doktortiteln verkommen. Dies drohe, wenn es nicht gelinge gemeinsame Lösungen für die drängenden Fragen zu finden.

Ihr Kollege Julian Renninger kontrastierte diese düstere Aussicht mit einer Vision einer UZH 2020, in der Platzprobleme gelöst und Bibliotheken rund um die Uhr geöffnet seien. Studierendenkaffees würden florieren und die Legi jedem Zutritt zu allen Räumen verschaffen. Dies seien nicht blosse Träume, sondern konkrete Projekte, so Schällibaum. Julian Renninger zitierte Alt StuRa-Präsident Martin Roeck, der vom Fliessbandstudium sprach. Schällibaum machte sich für eine Bildung stark, die mehr als Ausbildung sei.

Kuchen für die Zukunft

Zum Schluss lud der letzte StuRa-Präsident Tobias Hensel die Gäste in den Lichthof ein, wo die Gruppe der alt und aktuellen Verbandspräsidierenden gemeinsam den Kuchen anschnitt, den Rektor Fischer ihnen zum Schluss seiner Rede feierlich überreicht hatte. Er habe sich erlaubt, das VSUZH-Löwen-Logo so zu drehen, dass es in die Zukunft schaue, sagte Fischer. Dies kann der Verband nun getrost tun, denn erinnert wurde an diesem Abend so ausgiebig, dass kaum noch Fragen offen sein dürften.