Bildung die von einzelnen Konzernen abhängig ist, ist letztlich nichts wert. Fotomontage ZS-Online

Transparenz garantiert noch keine Unabhängigkeit

Hundert Millionen Franken zahlt die UBS der Uni Zürich für einen neuen Lehrstuhl. Lange war nicht bekannt unter welchen Bedingungen. Nun ist der Vertrag öffentlich: Der Inhalt ist reichlich unspektakulär. Und dennoch ist eine solche Partnerschaft höchst problematisch. Ein Kommentar.

3. Mai 2013

Eigentlich wollte die Universität Zürich alles unter dem Deckel behalten. Als im April 2012 bekannt wurde, dass die Uni für hundert Millionen Franken einen Lehrstuhl sponsert, wollte sich der Rektor Andreas Fischer zu den Details nicht äussern. Die beiden Journalisten Marcel Hänggi (Wochenzeitung) und Matthias Daum (ZEIT) stellten ein Einsichtsgesuch und bezogen sich dabei auf das kantonale Informations- und Datenschutzgesetz. Fischer antwortete: «Würde die UZH gezwungen, ihre Verträge mit Privaten der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, hätte dies zur Folge, dass diejenigen potentiellen Spender, Erben oder Sponsoren, denen an berechtigter Anonymität und Geheimhaltung ihres Engagements gelegen ist, die UZH nicht mehr berücksichtigen würden.» Die Wochenzeitung schrieb nun, dass die UBS nichts gegen eine Offenlegung gehabt hätte und bezieht sich dabei auf «gut informierte Quellen». In der Tat wurden einzelne Passagen denn auch veröffentlicht – allesamt unproblematisch: Sie zeigen, dass die akademische Freiheit der Uni Zürich garantiert sei. Die beiden Journalisten bestanden dennoch auf die Offenlegung und bekamen recht. Die Rekurskommission der Uni Zürich legte den Vertrag offen – mit Ausnahme einiger weniger geschwärzten Stellen. Sie verdecken wohl noch gewisse Details. Verhaltensökonom Ernst Fehr, Direktor des UBS International Center of Economics in Society, welcher den Lehrstuhl aufgebaut hat und verwaltet, sagte in der ZEIT: «Was wir nicht veröffentlichen können, ist, wie viel die Sponsoren im Detail für einen Lehrstuhl hinblättern. Dann wird der eine Spender eifersüchtig auf den anderen.» Ob diese Stellen trotzdem auch noch offengelegt werden müssen, entscheidet die Rekurskommission in den kommenden Wochen.

Die Gesellschaft soll freie Bildung finanzieren

An der Gesamtsituation wird die Veröffentlichung der geschwärzten Stellen kaum mehr etwas ändern. Der Vertrag bleibt höchst problematisch, auch wenn er die Unabhängigkeit der Uni Zürich festhält. Selbstverständlich hat die UBS ein Eigeninteresse daran, dass sie mitbestimmen kann, was an der Uni Zürich gelehrt wird. Natürlich nicht im Detail. Aber die Uni Zürich wird sich hüten Professoren einzustellen, welche der UBS nicht genehm sind. Hätte die UBS ein Interesse daran, einfach nur Gutes zu tun ohne ihre eigenen Interessen zu wahren, hätte sie das Geld auch einfach ohne Bedingungen der Uni zur Verfügung stellen können.

Zudem ist die UBS keineswegs eine vertrauenswürdige Institution. In den letzten vier Jahren musste die «Skandalbank» nicht weniger als vier zum Teil sehr hohe Geldstrafen aufgrund krimineller Praktiken in verschiedenen Geschäftsbereichen bezahlen. Davor wurde sie wie die allermeisten Banken hart von der Finanzkrise getroffen, die sie nicht nur nicht antizipierte, sondern gar mit verursachte. Nur dank Milliarden hohen Staatshilfen konnte die UBS noch gerettet werden. Soll diese Bank nun wirklich unsere Bildung bezahlen?

Selbst wenn der Vertrag eine Unabhängigkeit garantiert, darf die Uni Zürich gar nicht erst Gefahr laufen, in solche Abhängigkeiten zu geraten. Natürlich kostet Bildung. Doch Bildung die von einzelnen Konzernen abhängig ist, ist letztlich nichts wert.

Es wäre die Aufgabe der Gesellschaft, die Kosten für eine konsequent freie Bildung zu tragen, damit die Universitäten nicht auf Gelder aus der Privatwirtschaft angewiesen sind.