Umschlungener Laokoon: An den Career Days wird der Lichthof für Geisteswissenschaftler zum ungastlichen Terrain. Theo Zierock

Career Days für Geisteswissenschaftler?

Am Mittwoch hat eine Veranstaltungsreihe zu den Berufsperspektiven für Geisteswissenschaftler gestartet. Sind das nun die Career Days für Phil-I-er?

10. April 2013

Alljährlich verwandelt sich der Lichthof für einen Tag in eine grell leuchtende Jobmesse: die Career Days. So auch im vergangenen März. Über 20 Firmen wie der Consulting-Riese Deloitte oder die Grossbank UBS buhlen Jahr für Jahr um die schlausten Studis. Doch in deren Beuteschema befindet sich selten ein Geisteswissenschaftler, wie eine Reportage in der nächsten Printausgabe der ZS (erscheint am 26. April 2013) zeigt. An den Career Days sind vorwiegend BWL- und Jus-Studierende gefragt. Braucht es nun eine alternative Jobmesse für Phil-I-er?

Geringes Interesse an Jobmessen

Die Career Days hätten ursprünglich für alle Studierenden sein sollen, sagt der Abteilungsleiter der Career Services der Uni Zürich Roger Gfrörer. Er weiss, dass der Veranstalter der Jobmesse, die Studierendenorganisation AIESEC, mehrere Anläufe machte, um auch Unternehmen zu akquirieren, die Geisteswissenschaftler einstellen. Dies scheiterte jedoch aufgrund mehrerer Faktoren.

Einerseits seien Jobmessen für eher kleine Firmen wie beispielsweise Verlage zu teuer. Andererseits bekämen diese ohnehin Bewerbungen im Überfluss und müssten sich nicht zusätzlich bekannt machen. Des Weiteren sei von Seiten der Geisteswissenschaftler das Interesse an Jobmessen weniger stark erkennbar als bei Studierenden von anderen Fakultäten.

Abschreckender Name

Die Career Services der Uni Zürich sind jedoch sehr bemüht, auch für Geisteswissenschaftler passende Veranstaltungen anzubieten. Der Dienstleister hat aber ein Problem: Sein Name «Career Services» schreckt Geisteswissenschaftler ab. Das ging aus Umfragen hervor. Der englische Name bietet Platz für Vorurteile. So sagten einige: «Ich will doch nicht Karriere machen» oder «Die pushen eh nur die CVs der BWL-Studenten».

Um solchen Vorbehalten entgegenzuwirken, haben die Career Services eine Infoveranstaltung für Geisteswissenschaftler ins Leben gerufen. «Sie soll die Bandbreite von Berufsmöglichkeiten für Phil-I-Abgänger aufzeigen und damit der oft bestehenden Angst entgegenwirken, dass es für ihr Studium keinen Job gibt», sagt die Organisatorin Natalie Breitenstein. Zugleich biete die Infoveranstaltung die Möglichkeit, mit den Referenten in Kontakt zu kommen.

Keine Jobmesse für Geisteswissenschaftler

Eine Jobmesse wie die Career Days nur für Geisteswissenschaftler macht wenig Sinn. Infoveranstaltungen wie die oben beschriebene jedoch schon. Denn auch ein Phil-I-er sollte sich überlegen, was er nach dem Studium mit seinem vielschichtigen Wissen und seiner Fähigkeit, kritisch zu denken, anstellen will.

Infoveranstaltungen für Geisteswissenschaftler

Daten:

10.04.2013: Kulturmanagement, Schule, Business

17.04.2013: Zeitung, PR, Kultur

24.04.2013: Fernsehen, Literatur, Verlag

Ort: KOL-F-101

Zeit:12:15-13:30