Nachhaltigkeitsaktivisten im Müll, der in einer Woche Uni anfällt.

Rektorkandidatin liess alt Bundesrat blass aussehen

Andrea Schenker-Wicki stimmte sich an einer Podiumsdiskussion der Nachhaltigkeitswoche für den Wahlkampf ein.

21. März 2013

Sie kündigte schon bald ein «Zückerchen» an. Hatte Prof. Dr. Andrea Schenker-Wicki, ihres Zeichens Professorin für BWL, Prorektorin und aktuell Rektorkandidatin, etwa Angst, dass die nachhaltigkeitsbewussten Studierenden die Podiumsdiskussion frühzeitig verlassen würden? Tatsächlich waren es an diesem Mittwochabend (6. März) einige mehr als bei anderen Veranstaltungen der Nachhaltigkeitswoche (4. bis 8. März). Es waren wohl auch einige Fans von Ex-Energieminister Moritz Leuenberger darunter.

Unumwunden legte Schenker-Wicki ihre Ansichten auf den Tisch: «Zukunftsgerichtete Lösungen sollten verstärkt in den Lernzielen festgesetzt werden.»

Später hängte die Wirtschaftswissenschaftlerin noch an, dass das Wort «Effizienz» bei uns keine grosse Rolle spiele . Das Publizieren um jeden Preis, «publish or perish», sei sehr umstritten.

ECTS-Punkte für studentische Initiativen

Und dann konnte sie selbst kaum noch warten, das «Zückerchen» zu offerieren. Die Nachhaltigkeitskommission hätte sie nämlich zu folgendem Plan inspiriert: Künftig sollte sich ein Delegierter vollumfänglich der Überwachung der Nachhaltigkeit an der UZH widmen.

Dieser Enthusiasmus beeindruckte die Anwesenden. Thomas Dyllick, der ebenfalls auf dem Podium sass, erfüllt an der Uni St. Gallen genau diese Funktion. Er ist Delegierter des Rektorats für Verantwortung und Nachhaltigkeit. Einen solchen Posten gibt es den meisten Schweizer Hochschulen schon längst. Schenker-Wicki brächte die Uni Zürich also schlicht auf den neusten Stand, wenn sie ihre Pläne denn umsetzten könnte.

Zudem müsse man sich ein System überlegen, das den nachhaltigen Unternehmergeist von Studierenden mit ECTS-Punkten entlöhnt, wie es bereits in St. Gallen praktiziert wird. Eine verlockende Alternative zur Punktejagd in Vorlesungen und Prüfungen.

Nicht viele, aber die Richtigen

Hätte die Rektorenwahl durch die anwesenden Studierenden per Handzeichen stattgefunden, so hätte Schenker-Wicki gewonnen. Immerhin hat die Wirtschaftsprofessorin aber an der Podiumsdiskussion zur Nachhaltigkeit schon einmal bewiesen, dass sie sehr überzeugend aufzutreten vermag und Reformgeist versprüht. Oder anders ausgedrückt: sie liess alt Bundesrat Leuenberger neben sich blass aussehen.

Nachhaltig inspiriert hatte die ganze Woche mit ihren originellen Veranstaltungen wohl nur wenige. Die Nachhaltigkeitskommission selbst bilanzierte, dass an den Veranstaltungen jeweils 30 bis 50 Personen teilnahmen und an den Abendveranstaltungen je 50 bis 200 Zuschauer kamen. Das ist nicht die Masse. Es könnten aber die Richtigen gewesen sein. Denn letztendlich zählt Qualität vor Quantität.