Larkin Erdmann in seinem Wohnzimmer, wo derzeit die Ausstellung «Cooperations» stattfindet.

Emotionale Dividenden am Zürichberg

Larkin Erdmann ist Student an der Uni Zürich und präsentiert als junger Kurator derzeit seine erste grössere Ausstellung. Ein Spaziergang auf der schönen Seite des Lebens.

18. Mai 2012

Abgeholt werde ich für die Ausstellung mit einer Vespa. Unter der Spätnachmittagssonne geht es den Zürichberg hoch bis an die Enzenbühlstrasse 81, wo derzeit die Ausstellung «Cooperations» gezeigt wird. Kunst von bislang zwei Kollabotationen, also vier Künstlern – zwei weitere werden noch dazukommen –, sind im hellen Wohnzimmer und im Garten des kleinen Hauses zu sehen, das Erdmann normalerweise mit seinen zwei Mitbewohnern teilt. Der Ausstellungsort ist ein Idyll, ein Biotop am Rande der Stadt, das den Geruch süssen Lebens zu verströmen scheint.

Dazu passt nicht nur das Transportmittel hin zur Ausstellung, sondern auch der Besitzer desselben: Larkin Erdmann, der die Ausstellung auf die Beine gestellt hat, ist ein Bonvivant mit Unternehmergeist. Mit der vierwöchigen Ausstellung «Cooperations» hat der Kunstgeschichtsstudent eine erste grössere Ausstellung verwirklicht, die sowohl aufstrebende als auch etablierte KünstlerInnen zeigt.

Ein elitärer Betrieb

Kollaborationen von Künstlern zu zeigen, die sonst als Einzelgänger Kunst machten und dann temporär zusammenfänden, sei die Idee, die der Ausstellung zugrunde liegt, sagt der junge Kurator. Für diese hat er Künstler angefragt, die ihn persönlich interessieren, und hat mit seinem Engagement Anklang gefunden. Wer in der Kunstbranche Fuss fassen will, muss gute Ideen und gute Kontakte haben – und er muss wissen, was er will.

Larkin Erdmann fasziniert am Kunstbetrieb die Möglichkeit, unternehmerisch tätig zu sein und verschiedene Funktionen in einem Umfeld von Künstlern, Sammlern, Händlern, Kuratoren und Galeristen zu vereinen. «Der Kunstbetrieb war stets elitär und ich sehe darin nichts Schlechtes», sagt Erdmann. Kunst ist oft abhängig von Financiers, die es sich leisten können, diese zu besitzen. Wenn nicht staatlich gefördert, findet Kunstproduktion oft in einem funktionierenden Dreieck aus Künstler, Galerist und Sammler statt. Dahin möchte der ambitionierte Student. «Im Kunstbetrieb verwässern die Positionen, die es früher gab, mehr und mehr. Heute kann man Sammler, Kurator und Galerist in einem sein.» Das interessiert Erdmann. Im Zentrum solle aber stets die Kunst stehen, meint er. Die Kreativen sollten die Möglichkeit haben, intensiv zu arbeiten, der Markt darum bestelle die finanziellen Mittel dazu.

Der Kunst an den Markt folgen

Doch Kunst lebt nicht nur von seinen Käufern, sondern auch von seinem Publikum. Im besten Fall ist dieses – häufig dank staatlich unterstützter Institutionen – breiter als der Kreis der Sammler, Händler und Galeristen. «Der Diskurs findet heute jedoch nicht mehr in den grossen Museen, sondern vor allem in den Galerien oder Offspaces statt», sagt Erdmann. Also überwiegend dort, wo sich Kunst in ihrer Abhängigkeit von elitären Stukturen präsentiert, wo Kunst einen Besitzer findet. «Heute machen jedoch auch Galerien Ausstellungen, die museale Qualität haben», sagt der «Cooperations»-Kurator. Diese sind auch Leuten zugänglich, die nicht kaufen wollen. Genau wie seine eigene, durch die er die ZS führt.

Emotionale Dividenden

Die erste Zusammenarbeit von Pedro Wirz und Jan Kiefer steht im Garten des Hauses. Blaue Schweizer Berge ragen auf Metallfüssen im dichten Grün des Gartens empor. Vom hellen Wohnzimmer aus lässt sich das mobile Panorama neben den blendend bunten Bildern der zweiten «Cooperation» betrachten. Auf die erste Ausstellungseröffnung folgte eine Woche später eine zweite, von Annelies Štrba und Adrian Schiess. Štrba fertigte abstrakte, farbintensive Bilder, die von Schiess wiederum mit mehr greller Farbe bemalt wurden.

Die wöchentliche Folge von Eröffnungen einer Künstlerkollaboration wird noch zwei weitere Wochen andauern. Dann wird «Cooperations» als Ausstellung in vier Akten mit acht Akteuren komplett sein. Und was glaubt der Aussteller, bringt Kunst dem Publikum? «Eine emotionale Dividende.» Was bedeutet sie ihm? «Ich bin ein Nerd. Ich kaufe, besitze und erfreue mich an Kunst», sagt er breit lächelnd und holt seinen roten Vespahelm, mit dem er runter vom Idyll in den städtischen Tumult fahren wird.

Die Ausstellung «Cooperations» wird noch bis am 8. Juni an der Enzenbühlstrasse 81, 8008 Zürich zu sehen sein. Finissage ist am 25. Mai. Am 8. Juni findet der Publikationslaunch für den Ausstellungskatalog statt.