Johnny Marco(Stephen Dorff) und Tochter Cleo (Elle Fanning): verbringen gemeinsam unverhoffte Ferien. focusfeatures.com/somewhere

Melancholie der Einsamkeit

Sofia Coppolas Film «Somewhere» beschreibt mit wenigen Worten und guten Akteuren das Alltagsleben eines ausgebrannten Schauspielers.

1. Mai 2012

Wer den Namen Sofia Coppola hört, denkt meist an ihren Vater Francis Ford Coppola. Doch Sofia ist eben nicht nur die Tochter eines Filmgiganten. Längst hat sie bewiesen, dass sie den grossen Namen nicht umsonst trägt, sondern auch selber über grosses Potential verfügt. Für ihr neustes Werk «Somewhere» gewann sie am 67. Filmfestival in Venedig den goldenen Löwen. Ob das an Coppolas Ex-Freund, Quentin Tarantino lag, der die Juryleitung inne hatte, sei dahingestellt. Denn auch so hätte der Film den Löwen auf jeden Fall verdient.

Schweigen ist Gold. Das weiss auch Sofia Coppola nur zu gut. Das Drehbuch zu ihrem Film scheint sie jedenfalls ganz in Anlehnung an ebendiese Erkenntnis geschrieben zu haben. Denn gesprochen wird nur sehr wenig. Dies hebt die Thematik der Hoffnungslosigkeit, mit der sich der Film auseinandersetzt, ideal hervor.

Dreh- und Angelpunkt ist das legendäre Hotel «Chateau Marmot»in L. A. Hier lebt Johnny Marco, die Hauptperson – sehr überzeugend verkörpert von Stephen Dorff.

Coppola lässt uns am Tagesgeschehen dieses leicht ausgebrannten, 40-jährigen Mannes teilhaben.

Wir merken schon in den ersten paar (wortlosen) Minuten des Filmes, dass Johnny nicht sehr glücklich zu sein scheint. In beeindruckenden Nahaufnahmen, vermittelt uns Stephen Dorff den Eindruck tiefster Unzufriedenheit und Leere und zieht uns mit runter in seine Höhle. Dort gewährt er uns einen Blick hinter die Fassade des scheinbar perfekten Lebens eines Hollywood Stars.

Von Beruf ist er Schauspieler. Am Set stets umgeben von vielen sehr netten, sehr oberflächlichen Menschen, empfängt ihn zu Hause bloss seine einsame Hotelsuite und die beiden Stripperinnen, Bambi und Cindy.

Dann wäre da noch Cleo, seine 11-jährige Tochter. Allerliebst dargestellt von der zuckersüssen Elle Fanning. Unverhofft verbringt sie die Ferien bei ihrem Vater, da deren Mutter sich eine Auszeit genehmigt. Cleo stellt Johnnys eingerosteten Tagesablauf auf den Kopf. Anstatt von einer Party zur nächsten zu leben, muss er nun für ein Kind sorgen. Ihre Ankunft bringt ihn dazu, sein Leben zu hinterfragen.

Sofia Coppola scheint kein Fan grosser Veränderungen zu sein. Wie für ihre Filme typisch, erfährt man auch in «Somewhere» nicht viel über die Figuren. Einige Stimmen munkeln sogar, selten einen Film gesehen zu haben, bei dem so wenig gesprochen wird. Dies weckt schnell den Eindruck, das alles schon mal gesehen zu haben.

Ausserdem spielt sich der Hauptteil des Filmes, wie schon bei «Lost in Translation», in einem Hotel ab. Musikalisch bewegen wir uns ebenfalls auf bekanntem Terrain. Wie bereits schon in «Marie Antoinette», sind die Strokes wieder mit von der Partie und natürlich dürfen auch Phoenix, die Band von Coppolas Ehegatten Thomas May, nicht fehlen. Doch wer braucht schon Veränderungen? Wir mögen sie so, wie sie ist. Und überhaupt, wieso braucht man auch immer viele Worte, wenn es doch Bilder sind, die wahrhaftig aussagekräftig sind.

Es sind diese sogenannt langen Einstellungen, die uns zeigen, dass dieser Film alles bietet, was einen guten Film ausmacht: gute Schauspieler und eine Regisseurin, die deren künstlerisches Potential in voller Entfaltung auf die Leinwand zu bringen vermag.

Regie: Sofia Coppola

Drehbuch: Sofia Coppola

Laufzeit: 98 Minuten

Erscheinungsdatum: 11.09.2010, USA

Schauspieler: Stephen Dorff , Elle Fanning, Michelle Monaghan, Chris Pontius, Laura Chiatti u.a.

Für wen: «Somewhere» ist nichts für Mainstream-Liebhaber, dafür aber ein echter Genuss für die Fans des Independent Kinos.