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Duell: Blogs

Können Blogs die Welt retten oder sind sie bloss die «Klowände des Internets»?

Daniela Zimmermann (dafür) und Stefanie Bäurle (dagegen)
23. Februar 2012

Dafür

I han e Blogitrag gmacht

Ha mi Idee zur Wäut dri gäh

Und i ha für di global Krise

Welle Stellig derzue näh

Aber s'Wasserglas isch umkippt

und uf dä Kompi cho

und es hätt dä ganzi Text grad wider glöscht dervo.

Ja, mä weiss was' cha uslöse

We Mönsche iri Meinig säge

Und es wär no aues guet cho

wär min Kompi nit abgläge

Und mini Fründe hättä gse

Was i mim Blog gschtande wär

Und wär weiss, ob dr Wäutfride drus entstandä wär.

S'hätt viu Klicks gäh uf mim Blog

Und s'hätti d'ZS drüber gschribe

Hätti Gspräch gäh i de Strasse

S'wär i aune Müler blibe

Und sie hättes übernoh

I allne Medie und derno

Wäris d'Lösig gsi für au's und s'wäri Fride cho.

Griecheland wärs wider guet gange

Und o Island hät wider Gäud

Hätte checkt wie mä mues handle

um Krise ine Boom umzwandle.

Und dä Eurowärt wär ue

S'hättä au' wider Arbeit gha

Dass d'Mönschheit wider glücklech wäri gsi derna.

S'hättä aui afa dänke

Si hättä d'Waffe niederta

Für ir Wäut dr Fride z'rette

wäre au' zur Vernunft cho

S'hät sech usdehnt nah di nah o uf ganz Nordafrika

Niemer hät meh d'Finger vor Demokratie chöne la.

Ja, i han e Blogitrag gmacht

Ha mi Idee zur Wäut dri gäh

Und i ha für di global Krise

Welle Stellig derzue näh

Aber s'Wasserglas isch umkippt

und uf dä Kompi cho

So ä Seich, dass is vom Kompi nümme furt ha gno.

Dagegen

Als würde man durch Facebook nicht schon genug mit unnötigen Mitteilungen vollgetextet, gibt es auch noch Blogs. Vom Schweizer Werbetexter Jean-Remy von Matt liebevoll als «Klowände des Internets» betitelt, decken sie einen mit noch mehr unnötigem Gedankenerbrechen ein. Wieso haben plötzlich alle, die schreiben können – im Sinne von «können», wie man es in der 1. Klasse lernt – das Gefühl, sie müssten Websites mit inhaltlicher Leere bepinseln? Eigentlich traurig, dass auch dieses Contra zu einer Art öffentlichem Tagebucheintrag, gespickt mit Seelenabfall, wird.

Damit wären wir auch schon bei den Themen, die in Blogs behandelt werden. Dass Blogs scheisse sind, liest man zum Beispiel auch in etlichen Blogeinträgen. Andere beliebte Themen sind Mode, Fotos, Diäten und Filme. Auch für den öffentlichen Seelenstriptease sind Blogs ideal. Das beim Bloggen angewandte Verfahren? Das Copy-Paste-Prinzip. Auf das Lob für die tollen – gestohlenen – Fotos muss ein Blogger nicht lange warten. Und auch Mitleid bei Liebeskummer kann man von fremden Followern erwarten. Das ersetzt einem glatt die 784 Freunde von Facebook. Dass jeder seine Meinung kundtun kann, mag ein Vorteil von Blogs sein, doch bestimmt auch einer ihrer grössten Nachteile. Mal ehrlich, wer interessiert sich dafür, dass X sich gerade die Haare gewaschen oder Y einen Film gesehen hat? Und da war doch mal die Rede von Blogs als Zukunft der Medien? Wohl kaum bei den vielen unprofessionellen und selbstverliebten Bloggern. Wenn überhaupt, wird mit der Verbreitung von Fehlinformationen Geld gemacht, wie das der Film «Contagion» zeigt – ja, den hab ich vor ein paar Wochen gesehen und die Haare habe ich heute Morgen gewaschen.

Auch mit Schreibkunst hat Bloggen nichts zu tun! Um den genannten Film zu zitieren: «Blogging isn't writing, it's graffiti with punctua­tion.» Oft arten Blogs in anonyme Schlammschlachten aus, in denen auf Argumente gänzlich verzichtet wird. Weshalb sich Bloggen trotz fehlender Qualität und mangelndem Informationsgehalt etabliert hat, bleibt mir ein Rätsel. Falls ich doch plötzlich den Wunsch nach Einblick ins Leben eines Fremden verspüre, lese ich jedenfalls lieber die dümmlichen Kommentare auf öffentlichen WCs. Dabei verschwende ich wenigstens keine wertvolle Zeit.