Der Waltraud hat der Film gefallen. Patrice Siegrist

Das Leben, das uns auseinandertreibt

Waltraud testet deinen Kulturtipp.

23. November 2011

Buenos Aires, irgendwann zur Zeit der Generation Google. Martín und Mariana wohnen in riesigen, anonymen Wohnblocks einander gleich gegenüber. Sie kennen sich nicht, und doch sind sie füreinander geschaffen. Während er sich in seiner dunklen Wohnung mit Computern beschäftigt, hat sie das Vertrauen in die Liebe verloren und pflegt lieber ihre Schaufensterpuppen, als sich mit Menschen zu umgeben.

Bilder sprechen für sich

Gustavo Tarretos Spielfilmdebüt «Medianeras» beeindruckt Waltraud vor allem mit seiner facettenreichen Bildsprache. Da verwandelt sich das Wohngebäude plötzlich in seinen eigenen Bauplan, über den die architektonisch geschulte Mariana sinniert. Animierte und montageartige Sequenzen à la MTV kontrastieren mit ruhigen Einstellungen.

Auf der Suche nach Walter

Doch so peppig der Film auch startet, irgendwann beginnen die Irrungen und Wirrungen der beiden Protagonisten Waltraud zu langweilen. Die Story ist träge. Das findet Waltraud schade, denn die Identifikation mit Mariana fällt ihr leicht: Sie hat das gleiche Lieblingsbuch! Die Aufgabe für dessen Leser: Finde den Typen im rot-weissen Ringelpulli! Damit ist Mariana überfordert, weder im Buch noch im realen Leben findet sie ihren Wally. Und auch Martín hat seine liebe Mühe. Sein Sozialleben beschränkt sich auf Chatrooms und gelegentliche Dates mit irren Damen.

Die Geschichte zeigt das moderne, urbane Leben, das uns eher auseinandertreibt, als uns näher zusammen zu bringen. Die filmtechnisch raffinierten Details, die damit einhergehen, machen den Film jedoch aus.

So geht Waltraud mit gemischten Gefühlen aus dem Kino. Trotz der eher matten Geschichte hat die argentinische Bilderflut sie während den knapp eineinhalb Stunden bestens unterhalten.

Verlosung: Gewinne 5x2 Tickets

Teilnahme möglich bis zum 7. Dezember.