Der Dieb geht am Irchel umbemerkt ein und aus (nachgestellte Szene). Tobias Baldauf

Mysteriöse Diebstähle

Am Irchel wurden innert wenigen Wochen über ein Dutzend Laptops gestohlen. Vertrauliche Daten sind nicht mehr sicher.

5. Mai 2011

Johannes Fuchs ist ratlos: «Wir tappen noch vollkommen im Dunkeln.» Der Verantwortliche für die Schliessanlagen an der Uni Irchel weiss nicht, ob es ein Dieb, eine Diebin oder gleich eine ganze Bande ist, die am Irchel ihr Unwesen treibt. Gewiss ist nur: Innerhalb von zehn Wochen wurden insgesamt 20 Laptops gestohlen. Von den Diebstählen betroffen sind gleich mehrere Institute. Einbruchsspuren gibt es keine.

Simone Tix arbeitet seit 2004 in der Administration des Biochemischen In­stituts. In dieser Zeit sei es immer wieder zu kleineren Gelegenheits-Diebstählen gekommen. «Doch seit Februar werden in unserem Gebäudetrakt systematisch und gezielt neue Laptops gestohlen.»

Einer davon gehörte René Wuttke. Der 31-jährige Biochemiedoktorand kann genau sagen, wann sein Laptop geklaut wurde: «Ich habe bis halb vier Uhr gearbeitet und als Letzter das Büro abgeschlossen.» Als sein Kollege drei Stunden später die Tür öffnete, sei der Laptop bereits weg gewesen.

Heikle Daten in Gefahr

Auch der Laptop von Aleksandra Djekic, Masterstudentin der Biochemie, ist spurlos verschwunden. Dabei hat sie alle Vorsichtsmassnahmen getroffen: «Der Laptop wurde geklaut, obwohl ich ihn abgeschlossen hatte. Der Dieb hat das Sicherheitskabel gleich mitgenommen.» Sie beklagt, dass sich niemand wirklich darum kümmere, da die gestohlenen Laptops kein Eigentum der Uni seien. Immerhin habe sie Glück im Unglück gehabt: «Ich stehe noch ganz am Anfang meiner Masterarbeit und habe keine wichtigen Daten verloren.» Doch offensichtlich sind die Büros am Irchel nicht mehr sicher. Davor warnt auch Ruth Hunkeler-Wittleder, Managing Director des Geografischen Instituts: «Wir haben der Uni klargemacht, dass so vertrauliche Dokumente von Forschungsprogrammen nicht mehr sicher sind.» Dies habe die Uni aufgenommen, und sie werde ihr Sicherheitskonzept anpassen, sagt Hunkeler-Wittleder weiter.

Laufende Ermittlungen

In den Gängen zwischen der Biochemie und Geografie raunen sich Studierende und Doktoranden Vermutungen zu: Der Täter muss einen der wenigen Schlüssel besitzen, mit dem er Türen in verschiedenen Instituten öffnen kann. Ist ein solcher geklaut worden? «In einer Institution wie der Uni gehen laufend Schlüssel verloren – auch solche», antwortet Johannes Fuchs vom Sicherheitsdienst. Die meisten Türen am Irchel registrieren, welcher Schlüssel wann verwendet wird. Wird so ermittelt, wer sich unbefugt am Irchel herumtreibt? Fuchs möchte diese Frage nicht beantworten und verweist auf René Zimmermann, zuständig für die Sicherheit vor kriminellen Übergriffen an der Uni. Doch auch Zimmermann kann nichts Genaueres sagen: «Ich möchte die laufenden Ermittlungen nicht gefährden.»

Er verspricht anzurufen, sobald die Ermittlungen neue Erkenntnisse hervorgebracht haben. Bis Redaktionsschluss der ZS bleibt das Telefon stumm.