Senf der Redaktion

Wir empfehlen

24. November 2010

Zanders Musik: Len Sander

Morgens liegt Nebel oder gar Schnee über der Stadt und abends wird es schneller dunkel. Und überhaupt: Es wird kälter und alles ist schlecht. Gegen Winterdepressionen hilft mir Len Sander. Es ist die Art von Musik, die es einem warm ums Herz werden lässt. Auch wenn ich an ihren Konzerten gerne das Tanzbein schwinge, so mag ich sie doch am liebsten zuhause im Wohnzimmer mit geschlossenen Augen. Len Sander spielen TripHop und Electronic Jazz, aber es wäre zu einfach, würde man die junge Zürcher Band einfach diesen Stilarten zuschreiben. Sie zeichnen sich durch Vielfältigkeit und experimentelle Spielfreude aus. Ihre Musik ist rein, weil sie sich durch Leidenschaft auszeichnet und nicht in einen Rahmen zwängen lässt. Und ihre Musik gibts gratis im Internet.

www.lensander.com

Zimmermanns 24h-Bäckerei: Happy Beck

Die letzte Runde ist getrunken, das Bierglas leer. Ich schwanke mit einer Freundin aus dem Club und merke an der frischen Luft, dass mein Magen knurrt. Der Heisshunger nach einer durchzechten Nacht. Der alkoholisierte Körper schreit nach Wasser und Elektrolyten. Ignoriere ich das, laufe ich Gefahr, vom Kater heimgesucht zu werden. Deshalb schwöre ich auf den Happy Beck. Die Nachtbäckerei an der Dienerstrasse ist längst kein Geheimnis mehr, die Schlange reicht zwischen 2 und 5 Uhr meist bis draussen. Doch wer denkt, er müsse warten, irrt! Kaum je habe ich so zackige Verkäufer gesehen – und das erst noch mitten in der Nacht. Ich muss «Spinatstrudel» und «Mozzarellatasche» nicht mal fertig ausartikulieren, schon liegen sie im Ofen und zack in meiner Hand. Schon fast rituell teile ich die Errungenschaft mit meiner Ausgehpartnerin. Kauend machen wir uns auf den Heimweg, trinken zuhause reichlich Wasser – und bedanken uns am katerfreien nächsten Morgen still beim Happy Beck.

Siegrists Musik, Theater, PowerPoint: Drü Dollar Opera

Den Wenigsten mag die Band «Gschächnütschlimmers» ein Begriff sein. Schlecht! Schon länger tummeln sich die Rapper Floro Rough und Harry Hustler in der Schweizer HipHop-Szene. Mit «Drü Dollar Opera» betreten sie nun Neuland. Hier werden nicht einfach Hände wild in die Höhe geschossen oder undeutlicher Rap praktiziert. Die «Drü Dollar Opera» erzählt die Geschichte des Fritz Melchior Schönbächler und verbindet gleichzeitig einen Power-Point-Vortrag mit Theater und Musik. Fritz ist der durchschnittlichste Absturzkandidat überhaupt, und so können sich wohl viele Studierende mit ihm identifizieren. Oder bist du noch nie abgestürzt?

28. November, 19:30 Uhr, Bazillus Club Zürich

Messmers Zmorge: Bio-Amaranth-Müsli von Allos

Kopfweh, Übelkeit und stinkende Kleider, Kühl-und Vorratsschrank leer, die Milch von der Konsistenz eines Puddings und mit dem Brot könnte man Einbrecher verklopfen. So etwas geht einem auf die Nerven und das tat es mir am letzten Samstag. Also schlurfte ich zum Bioladen Öpfelbaum im Nachbarhaus (Migros, Coop hätten aufgrund der Distanz Alltagskleider erfordert) runter und inspizierte die Auslage. Da gab es alles, einfach bio. Zum Beispiel Bio-Tampons. Wichtig war mir aber die Müesli-Abteilung. Und da stand die Packung, die mir das Schicksal an diesem Morgen sandte: Bio-Amaranth-Knusper-Müesli mit Fruchtstücken von Allos. 1,5 Kilo für 21 Franken. Ich schwang mir das Teil auf den Rücken und kam mir auf dem Rückweg vor wie ein Grosswildjäger, der soeben eine Delikatesse erlegt hat. Am Frühstückstisch präparierte ich die Beute. Sie schmeckte aussergewöhnlich lecker, wohl wegen des Amaranth, der übrigens ein «Pseudogetreide» ist. Dann legte ich mich wieder ins Bett und der Tag war gerettet.

Bedettis Restaurant in Paris: Chartier

Das Pariser Restaurant «Chartier» wurde 1896 als Arbeiterbistro gegründet. Kellnerbataillone in Schwarz-Weiss wirbeln zwischen den Tischen umher, auf deren Papiertischtücher sie die Rechnung kritzeln. Die Gänge werden so präzis serviert, dass man in einer Stunde einen Dreigänger verputzt hat. Die Kadenz ist industriellen Ausmasses. Dieser Fordismus ermöglicht Sozialismus: Jeder muss anstehen. Dass so viele anstehen, liegt am ausserirdischen Preis-Leistungs-Verhältnis. Das Essen klassisch französisch, schnörkel- und tadellos. Vorspeisen 2 bis 5, Hauptspeisen 8 bis 13, die günstigste Flasche Wein 9 Euro. Die Öffnungszeiten (täglich 11.30 - 15 und 18 - 22 Uhr) sind auf die arbeitende Bevölkerung ausgerichtet. Als Tüpfchen auf dem i herrscht trotz der ganzen Hektik recht gute Stimmung. Und mit dem Holzinterieur, den hohen Wandspiegeln und dem Glasdach sieht das «Chartier» auch noch klasse aus.

Sidlers Senf: Der letzte Satz

Nach gemütlichem Stricken wäre nun eigentlich ein Guetzlirezept oder der Geheimtipp für den besten Rumpunsch in Zürich an der Reihe, denn schliesslich weihnachtets, und «The World’s Largest Timepiece» rostet irgendwo in einem Keller vor sich hin, während «Lucy» seit Tagen in den Startlöchern hängt, die Schaufenstereinlagen an der Bahnhofstrasse um die Wette glitzern und funkeln, in den schwedischen Wäldern schon Tausende von Tannenbäumen mit ihrem Leben abgeschlossen haben und die Plastikweihnachtsmänner zu ihrem Angriff auf die Hausfassaden rüsten, damit sie rechtzeitig oben sind, wenn die ZS erscheint und ich die allerletzte Ausgabe mit einem Text von mir in den Händen halte, da dies mein letztes Geschreibsel ist, das extra für Corsin aus nur einem langen Satz besteht, in dem ich meinen Senf zum Besten gebe, der da lautet: Lest die ZS.