Grey's Anatomy. PD

Das schau ich, das nicht

Frauenabend-Material gegen Blut-Menschen-Wirrwarr

20. Oktober 2010

Grey’s Anatomy

Wer ein herrlich-kitschiges Hin und Her im Beziehungschaos von Figuren schätzt, sollte sich Grey’s Anatomy anschauen. Denn was erwarten wir von Fernsehserien? Eigentlich nur, dass sie uns in eine andere Realität entführen, in der wir all den Stress um uns herum vergessen können. Nach dem anstrengenden Unialltag will ich mich zu Hause entspannen, schöne Männer in Arztkitteln betrachten und nicht mehr nachdenken müssen.

Dafür hat man in dieser Serie sogar eine Erzählstimme eingefügt, die den Inhalt erläutert und einem auch noch das Gefühl gibt, man würde über das Leben nachdenken. Es gibt nur einige Hauptdarsteller und wenige Nebenrollen. So geht die Übersicht nicht verloren: Wer treibt es mit wem, wo und warum oder wer blutet wo und weshalb – perfektes Material für einen montäglichen Frauenabend. Die Serie überzeugt mit viel Blut, Drama und spannenden Kurzgeschichten über Patienten, die man sowieso nicht länger als eine Folge leiden sehen will. Wer schwarzen Humor mag, verliebt sich sofort in die Ärztin Christina Yang, einen dunklen, verklemmten Charakter. Ich will sowieso nicht so genau wissen, was in Wirklichkeit in einem Krankenhaus passiert.

Emergency Room

Die Mutter aller Ärzteserien ist mittlerweile verstorben. Nach 331 Episoden hat diese Serie 2009 endlich ihre letzte Ruhe gefunden. Es ist beinahe unmöglich, sich eine ganze Folge anzuschauen. Die Kameraführung ist unruhig, die Bilder hektisch. Auch die Dialoge sind schnell und laut, und alle reden durcheinander. Ja sogar das Krankenhaus ist vollgestopft mit umherirrenden Menschen. Selbst die einzelnen Geschichten schlies­sen oft erst über mehrere Folgen hinweg ab. Wegen der vielen Charaktere fehlt jegliche Übersicht. Wer behandelt wen und weshalb? Alles in allem ein grosses Wirrwarr von Menschen, Blut und noch mehr Menschen.

Über die Jahre hat sich die Konstellation der Hauptrollen so oft verändert, dass auch das eine innere Unruhe in mir auslöst. Zu Beginn war diese Serie noch sehenswert, weil sie innovativ war. Aber leider versucht sie bis zur letzten Folge krampfhaft das Leben in der Notaufnahme möglichst realitätsgetreu darzustellen. Und wie gesagt, wenn ich im Spital behandelt werde, will ich nicht wissen, dass auch mein behandelnder Arzt nur ein Mensch ist, der schon jahrelang einen Haufen Probleme mit sich herumschleppt.