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Russisches Märchen im RiffRaff – Wir verlosen 50 Tickets!

Der vormalige Rektor der Uni Zürich Hans Weder hält nichts von Rankings. Und er ist überzeugt, dass eine Universität Eigenverantwortung braucht.

21. Oktober 2009

Dunkle Nacht, eine Eisenbahnbrücke, auf der langfädige Züge vorbei rauschen. Eine dünne, weich klingende Frauenstimme liest: «Lieber Freund, siehst du denn nicht, dass alles das, was unsere Augen schaun, nur Abglanz ist von Ungesehenem?» Man möchte der Stimme Swetlana Geiers stundenlang zuhören. Seit 20 Jahren übersetzt die Unermüdliche die Werke Fjodor Dostojewskijs vom Russischen ins Deutsche. Sie gilt als Ikone ihres Fachs, und ihre Übersetzungen erlangten grosse Anerkennung. Dabei wirkt die 86-jährige, bucklige Frau so zerbrechlich. Sie kann ihren Kopf kaum heben und doch vermag ihr Blick den Zuschauer sofort zu fesseln.

Mit einem unglaublichen Gespür und Interesse für diesen Menschen verflicht der in der Schweiz aufgewachsene Regisseur Vadim Jedreyko das aufreibende Leben Swetlana Geiers mit ihrer Leidenschaft, dem Übersetzen. Sein Film «Die Frau mit den fünf Elefanten» ist ein dokumentarischer Genuss für Augen, Ohren und Herz. Bereits bei «Bashkim» (2002) oder «Transit – Zürich Flughafen» (2003) hat der erfahrene Regisseur bewiesen, dass er die vielfältigen Möglichkeiten, die das Dokumentarfilmen mit sich bringt, voll auszuschöpfen weiss.

Mittlerin zwischen den Sprachen

Dabei scheint die Arbeitstechnik von Regisseur und Protagonistin die gleiche zu sein. Das Auge aufs Detail gerichtet, das Ohr der Sprachmelodie gewidmet, das Herz dem Übersetzten – Russisch ins Deutsche, Gedanken in Sprache oder die Realität in einen Film. Swetlana Geier arbeitet gleichermassen minutiös und musisch: «Ich lese das Buch so oft, bis die Seiten Löcher kriegen. Dann kommt ein Tag, an dem ich plötzlich die Melodie des Textes höre.» Gerade mit ihrer eigenen Sprache, die von Wortspielen und charmanten Eigenheiten gespickt ist, zieht sie uns in ihren Bann. So nannte sie denn die fünf grossen Werke Dostojewskijs «die fünf Elefanten». 1923 in Kiew geboren, ist ihr Leben geprägt von Krieg, Nationalsozialismus und Stalinismus. Mit 21 Jahren kann Swetlana mit ihrer Mutter nach Deutschland fliehen, wo ihr nach einer Begabten-Prüfung ein Humboldtstipendium zuerkannt wird. 1957 beginnt sie russische Literatur ins Deutsche zu übertragen. Der Film greift die Schnittstelle zwischen den Dostojewskschen Romanfiguren und der Übersetzerin bei der Frage «Wer bin ich?» auf. Auf der Suche nach Selbsterkenntnis setzt sich Swetlana Geier mit einer rastlosen Selbstreflexion den eigenen inneren Abgründen aus. Und fast scheint es so, als habe sich die Frau in der Sprache wieder gefunden.

Was: Spezialvorführung «Die Frau mit den fünf Elefanten» mit anschliessender Diskussion. Gast: Jean Perret.

Wo: RiffRaff, Zürich

Wann: 8. November, 12 Uhr

Verlosung: Gewinne 25 × 2 Tickets. Teilnahme möglich bis am 3. November.