Lucky Seven

Alle Jahre wieder versagt das Modulbuchungssystem. Es hält dem Ansturm der Studierenden einfach nicht stand, denn jeder will der Erste sein.

14. September 2009

Die heisse Phase an der Uni ist vorbei. Die letzten Prüfungen sind durch. Die sommerlichen Temperaturen sorgten für rauchende Köpfe und durchgebrannte Sicherungen. Auf der Polyterrasse floss Schweiss und Bier in Strömen.

Für einmal schwamm ich nicht gegen den Strom und genoss im bQm eine Stange. Bier natürlich, eine Stange Geld hatte ich schon länger nicht mehr zu Gesicht bekommen. Deshalb wurde nichts aus schönen Ferien. Mir blieb nur übrig, mit dem 7er-Tram zwischen Milchbuck und Schwamendingen hin und her zu fahren und mir dabei vorzustellen, ich befände mich gerade in der Pariser Metro. Spätestens wenn sich jemand über die Unpünktlichkeit beschwerte («Das sind doch Abfahrtszeiten und keine Ankunftszeiten! Damminomal!» ) war ich wieder auf dem Boden der Realität.

Jetzt geniesse ich aber die Ruhe. Bald beginnt nämlich das neue Studienjahr. Das neue Frischfleisch wird in den nächsten Wochen für volle Mensen und Vorlesungssäle sorgen. Ich gönne mir noch einen grossen Schluck Bier, bevor mich gebrochenes Deutsch unterbricht. Eine Austauschstudentin steht vor mir. Und ich wünschte mir, ich hätte das Sprachenzentrum ein bisschen reger genutzt.

«Ich brauche Beschattung.»

«Da bist du bei mir genau richtig. Ich hab die beste Spürnase des ganzen Campus. Sieht man einmal von den Versuchstieren im Labor ab. Aber das sind ja alles nur arme Schweine. Wen soll ich denn für dich beschatten?»

«Na mich. Fürs Lernen sollst du mir ein bisschen Schatten spenden.»

«Ich spende nicht. Ich bin selber spendenbedürftig. Ausserdem hast du da wohl etwas falsch verstanden.»

Ihr finanzielles Angebot, das jeden Betrag, den ich in letzter Zeit in Händen hielt, mühelos in den Schatten stellt, überredet mich, über den meinigen zu springen. Ich zeige mich von meiner besten (Schatten-)Seite und lade sie am Ende gar noch zu mir nach Hause ein. Doch an dieser Form von kulturellem Austausch scheint ihr nicht gelegen. So fahre ich halt immer noch alleine Tram.