Das «StudentHostel» in Altstetten. SSWZ

Ein Tropfen auf den falschen Stein

Die Stiftung für Studentisches Wohnen hat das «StudentHostel» eingeweiht. Warum davon nur eine studentische Elite profitiert und sozial schwache Studierende auf der Strecke bleiben.

14. September 2009

Das neu eröffnete «StudentHostel» hinter dem Bahnhof Altstetten fügt sich unauffällig in die Umgebung ein. Die Zimmer und Gemeinschaftsräume sind eher eng, aber funktional. Das Wohnheim soll die Wohnungsnot bekämpfen und ausländischen Studierenden Platz bieten. Eigentlich ein lobenswerter Zweck, doch der Schein trügt. Dies bewies die Eröffnungsfeier.

Diese erfreute vor allem die Bewohner des gegenüberliegenden Altersheims und die Politiker. Das Rahmenprogramm mit kulinarischen Genüssen aus der ganzen Welt und rassigen Flamencotänzerinnen begeisterte. Die Ansprachen allerdings nicht. Stadträtin Ruth Genner bezeichnete das «StudentHostel» als Vollendung von Bologna. Es ist zwar richtig, dass Bologna die Mobilität fördern sollte, doch wird dies mit ein paar Zimmern nicht erreicht. Ob die ETH-Absolventin das Bolognaprojekt wirklich kennt, ist zu bezweifeln. So sprach sie beispielsweise wiederholt von ETCS-Punkten. Auch VSETH-Präsident Daniel Stuber griff tief ins Fettnäpfchen. Er bestritt das Bedürfnis an zusätzlichem Wohnraum für reguläre Studierende. Früher oder später finde man schon was.

Das Highlight der Referenten war Pfarrer Roduner. Mit einem trägen «Liebi Fäschtgmeind» und der Überreichung eines Fussabtreters holte er die Anwesenden wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

Aber die schönen Worte täuschen, klare wären notwendig: Es geht hier nicht um Wohnungsnot, sondern um die Profilierung der Hochschulen und die Privilegierung einer Elite. Die 166 Zimmer für Mobilitätsstudierende werden von den Hochschulen disponiert. Diese haben das Projekt auch gefördert und zwar aus einem Grund: Für internationales Renommée bedarf es zunehmend der Zusammenarbeit mit anderen Hochschulen, namentlich gemeinsame Studienprogramme. Um solche anbieten zu können, benötigt man allerdings zugesicherten Wohnraum für die Studierenden. Von diesen Studienprogrammen profitieren diejenigen Studierenden, die genügend Zeit haben, die besten Noten zu schreiben und nicht selbst für ihren Lebensunterhalt aufkommen müssen.

Gerade diese Studierenden sind jedoch nicht auf günstige Zimmer angewiesen.

Hurra! Ein Hostel eröffnet!

Auch in seiner Wirkung auf den Wohnungsmarkt verfehlt das «StudentHostel» sein Ziel: Kurzfristig kommt es wohl zu einer leichten Entspannung. Mittelfristig wird Zürich aber noch attraktiver für Mobilitätsstudierende; ein erklärtes Ziel der beiden Hochschulen. Auch sonst steigen die regulären Studierendenzahlen weiter. Somit nimmt der Bedarf an günstigem Wohnraum weiterhin stark zu. Dieses Bedürfnis kann dann aber aufgrund der fehlenden Mittel nicht mehr befriedigt werden. Darunter leiden vor allem Studierende aus «sozial schwachen» Schichten.

Aber Hurra! Wir haben das erste «StudentHostel» eröffnet!

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StudentHostel in Altstetten