Patrice Siegrist

Bettina Mosca-Rau, Mutter

Im Hochschulraum Zürich gibt es mehrere Kinderkrippen. Jene am Irchel betreute zeitweise Kinder aus 18 verschiedenen Nationen.

14. September 2009

«Seit Quirin auf die Welt gekommen ist, hat sich mein Leben um vieles...», Bettina ringt nach Worten, «ja, es ist einfach ein Wunder!» Sie sitzt in ihrem Wohnzimmer in Zürich Affoltern und strahlt vor Freude als sie diesen Satz ausspricht. Sie ist 27 Jahre jung und seit letztem Sommer mit Jon Andry verheiratet.

Vor sieben Monaten kam Quirin zur Welt und bestimmt seither ihren Alltag. Wenige Tage vor der Geburt beendete Bettina ihre letzten Seminare. Sie steht nun kurz vor dem Abschluss an der Universität Zürich. Sie muss noch die Lizentiats-Arbeit und -Prüfungen unter Dach und Fach bringen. Doch bevor dieser Lebensabschnitt abgeschlossen ist, beginnt schon ein komplett neuer.

Quirin ist für die junge Familie ein Wunschkind, obwohl der Zeitpunkt nicht wirklich geplant war. Doch besser hätte er kaum sein können. «Kaum irgendwann ist man so flexibel, wie während dem Liz», sagt Bettina. Dies ist auch nötig, denn ihr Zeitplan richtet sich seit der Geburt nach den Bedürfnissen des Nachwuchses. Ein dreimonatiger Mutterschaftsurlaub von Uni und Arbeit war für Bettina das Richtige, um sich in den ersten Monaten an die neue Situation zu gewöhnen.

Nun arbeitet die junge Mutter wieder einen Tag die Woche in einem Archiv und mit der Lizentiats-Arbeit geht es ebenfalls voran. Morgens steht sie früh auf, bespricht nach dem Stillen mit der Schwiegermutter den Tagesablauf und fährt dann an die Universität. Für Bettina ist es sehr angenehm, dass diese Organisation familienintern abläuft, denn nirgendwo sonst hätte sie eine so grosse Vertrauensbasis und Flexibilität.

An der Uni kam es zu wenigen Komplikationen, denn die Professoren haben verständnisvoll die Anliegen der werdenden Mutter berücksichtigt. Nur die Hörsaalbänke sind nicht gerade schwangerschaftsfreundlich. Auch die Reaktionen der Mitstudenten waren positiv. «Am Anfang stand allerdings das Thema zur Diskussion, ob ich meinen Namen nach der Heirat behalten werde oder nicht!» Für Bettina stellte sich diese Frage nicht. Sie nahm den Namen ihres Mannes an.

Genauso klar war für sie der erfolgreiche Abschluss ihres Studiums. Zweifel, dass sie aufgrund der Schwangerschaft und der Geburt das Studium an den Nagel hängen würde, hatte sie nie. Für das Germanistik-Studium entschied sich Bettina aus reiner Leidenschaft und Interesse für die Materie und dies trieb sie stets voran. Heute sagt Bettina sogar schmunzelnd, dass die Uni ihr Hobby sei. Es sei zwar nicht mehr das Studentenleben wie früher, doch dieses vermisse sie auch nicht. Die Zeit jetzt zählt und diese schätzt sie sehr. Glücklich schaut Bettina aus dem Fenster. Sie geniesst ihr junges Familienglück in vollen Zügen. Sie weiss aber, dass dies auf keinen Fall selbstverständlich ist. Ein Umfeld, das voll hinter einem steht und die Möglichkeit, sich im Studium seine Zeit einigermassen frei einzuteilen, erlaubten es ihr, den Anfang dieses neuen Lebensabschnittes voll auszukosten.