Lukas Messmer

Kaffeepause mit Pavel Cebzan

Pavel Cebzan, Kaffeebrüher

25. März 2009

«Espresso, Cafe crème, Cappuccino oder Schale?» Huch. Eigentlich wollte ja ich Herrn Cebzan auf einen Kaffee einladen und nicht umgekehrt. Macht nichts – mit einem «än schwarzä Kafi bitte» gebe ich, bekennender Kaffeebanause und schlaftrunkener Schreiberling, mich bereitwillig geschlagen. Sofort eilt Herr Cebzan rüber ins Rondell und kehrt kurz darauf mit meinem Schwarzen und seinem Espresso an unser wackliges Tischchen zurück. Pavel Cebzan, Serbe mit rumänischen Wurzeln und spitzbübischem Lachen ist in der Rondell-Cafeteria im Hauptgebäude der Mann für den Kaffee. Fünf Tage die Woche sieht man ihn hinter dem Tresen stehen, wo er ohne Murren den Anweisungen der beiden Frauen neben ihm folgt. In den Pausen bilden sich Schlangen bis runter zur Treppe, sagt Herr Cebzan. Während des Semesters brühe er täglich bis zu tausend Kaffees – im Wintersemester sei vor allem der Cappuchino sehr beliebt. Mit 19 Jahren und ohne Ausbildung in der Tasche kam der heute 54-Jährige von Serbien in die Schweiz, um hier bessere Arbeit zu finden. Er verdingte sich unter anderem als Hilfskoch und Chauffeur. Deutsch und sogar Italienisch lernte er von seinen italienischen, portugiesischen und ex-jugoslawischen Kollegen bei der Arbeit. Vor seiner jetzigen Stelle war er an der Polyterrasse tätig. Im Uni-Rondell ist er seit sechs Jahren. Morgens um sieben richtet er das Buffet an, dann geht er runter in die Küche und holt Sandwiches, Äpfel, Schoggi, Getränke und was die drei Frauen in seinem «super Team» sonst noch brauchen. In den Pausen fungiert er als Kaffeemeister. Nach halb fünf ist meist Feierabend. Hobbies habe er ausser Tele Züri schauen gerade keine: «Zu viel Arbeit im Moment», sagt er. Mein Kaffee schmeckt vorzüglich. «Herr Cebzan, welches ist der beste Kaffee?» Sein Geheimtipp: Jacobs Kaffee, den trinke er zu Hause jeden Tag. Und Mövenpick Kaffee schmecke auch gut. «Ihr Lieblingsgetränk ist also…» – «Coca Cola und Valser Wasser». Espresso sei aber auch nicht übel, räumt er ein.

Die Uhr an der Wand zeigt bald Mittag, mein Magen knurrt. «Herr Cebzan, was essen Sie gerne?» – «Alles», versichert er. Gestern zum Beispiel gabs Spaghetti Bolognese zum Znacht. Was seine Frau heute zaubert, weiss er nicht. «Wenigstens Ihre Gattin kommandiert Sie also nicht herum?», freue ich mich für ihn. «Ach, wie Frauen halt sind», meint er. Der Arme, denke ich. «Dann müssen Sie wohl auch zuhause Kaffee kochen?» – «Gott sei Dank, nein!» entfährt es ihm und er lacht schallend. Das Knopfdrücken an der Kaffeemaschine übernehme zuhause seine Frau. Eine Frage noch: «Herr Cebzan, ihr Schnauz – ziemlich trendy. Wie wärs mit einer passenden Brille dazu? Was Grösseres, aus Horn vielleicht?» Pavel Cebzan ist nicht überzeugt. «Meinen Schnauz trage ich schon seit 18 Jahren. Und nein, mit meiner Brille bin ich

eigentlich sehr zufrieden.»