«Eng, sehr eng»: Prüfungen in der Turnhalle. Lukas Messmer

Kampf um die letzten Plätze

Immer mehr Studierende schreiben sich an der Uni ein. Am meisten bei den Wirtschaftlern. Der Raum wird knapp.

14. Februar 2009

Der Saal KOH-B-10 war letztes Semester meistens voll. So voll, das alle, die erst zehn Minuten vor der Vorlesungen antrabten, keine Chance mehr hatten, den Raum auch nur zu betreten. Die Luft war schwül, Sauerstoff Mangelware und die Treppen besetzt. Wer im Assessment-Jahr Wirtschaft studiert, kennt solche Szenen. Während die Gesamtzahl der Wirtschafts-Studierenden über die Jahre ungefähr konstant geblieben ist, steigt die Zahl der Erstsemestrigen an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät von Jahr zu Jahr an. Das stellt die Fakultät vor Platzprobleme: Vorlesungen mit mehreren Übertragungen sind keine Seltenheit. In einigen Übungen herrschen Zustände wie an einem überbesuchten Popkonzert. Man kann sich zwar über OLAT für eine Übung zu einem bestimmten Zeitpunkt einschreiben, doch daran hält sich niemand. Wer will schon am Freitagmorgen von 8 bis 9 Uhr an eine Übung? Prüfungen finden mittlerweile in der Dreifach-Turnhalle am Irchel statt. Nächstes Jahr sollen sie gar im Zürcher Messezentrum abgenommen werden. Dass die Wiederholungsprüfungen abgeschafft wurden, verschlimmert die Situation: Durchfallquoten in den Assessementprüfungen von bis zu 40 Prozent kommen vor. Alle, die durchfallen, müssen das erste Jahr wiederholen – und sitzen für ein weiteres Jahr in den Sälen. Markus Mühlemann, Präsident des Fachvereins Oekonomie ist sich der Platzproblematik bewusst: «In den Vorlesungssälen des Assessment-Jahrs ist es eng, sehr eng. So kann es jedenfalls nicht weitergehen.» Er sieht zwei Möglichkeiten: Die Wiederholungsprüfungen wieder einzuführen oder die Vorlesungen als Podcasts anzubieten. Ersteres sei aufwändig, das zweite stosse bei gewissen Dozierenden auf Ablehnung. Die Neuanmeldungen steigen nächstes Jahr wahrscheinlich wieder an. Mit dem Gedränge werden die Studis wohl oder übel leben müssen. Neue Räume können nicht einfach so gebaut werden. So sind die Wirtschafts-Studis eben gezwungen, früh aufzustehen. Oder auch im Vorstellungssaal ihre Ellbogen zu benutzen – so quasi als Training. Das ist im späteren Leben ja auch nützlich, wie gewisse Dozierenden einem vorhalten.