Rita Joos sorgt dafür, dass die Studierenden im ASVZ-Relax schön träumen. Simon Brühlmann

Kaffeepause mit Rita Joos

Die Frau, die Studierende in den Schlaf geleitet.

14. Februar 2009

Rita Joos geht einer ungewöhnlichen Beschäftigung nach: Während sie arbeitet, schlafen alle um sie herum. Immer dienstags und freitags trifft man Frau Joos im Vorzimmer des ASVZ-Relax im Uniturm an. Im Semester finden bis zu 80 Studierende pro Tag den Weg ganz nach oben zu ihr. «Manchmal stehen sie sogar Schlange», staunt Frau Joos. Sie alle folgen dem Ruf «Come and Be», der auch im CAB-Gebäude der Nachbarin ETH zu hören ist. Dort wie hier lockt der ASVZ mit einer Rückzugsmöglichkeit vom anstrengenden Unialltag. «Viele der Studierenden kommen kurz vor einer Prüfung hier herauf, um sich zu entspannen», sagt sie. Damit sie die im Hinterkopf tickende Uhr vergessen können, dafür ist Frau Joos da. Vor dem Betreten der stillen Räume zieht man seine Schuhe aus. Obwohl ein Schild vor der Türe und die Anwesenheit eines Schuhschrankes dezent darauf hinweisen, gibt es immer mal wieder Besucher, die das vergessen. Doch Frau Joos macht sie mit ihrer ruhigen Art und einem Lächeln im Gesicht darauf aufmerksam. Man merkt, dass sie gerne mit jungen Menschen zusammen ist. Das war auch einer der Beweggründe, weshalb sie vor zwei Jahren beschlossen hat, diese Arbeitsstelle anzunehmen. «Ich habe mich sehr gefreut, als meine Nachbarin, die im ASVZ-Büro arbeitet, mich für die Stelle angefragt hat», erzählt sie. Mit ihren damals 64 Jahren befand sich Frau Joos eigentlich bereits im wohlverdienten Ruhestand. Die ehemalige Postmitarbeiterin, Mutter von zwei Kindern und inzwischen auch schon Grossmutter, hat sich jedoch sehr gerne zur Verfügung gestellt. Jetzt geniesst sie es, dank ihrer Lebenserfahrung eine Autoritätsperson zu sein.«Manchmal ist man aber auch ein Seelendoktor», meint sie nachdenklich. Wenn der Entspannungssuchende seine Füsse von den Schuhen befreit und bei Frau Joos seinen ASVZ-Mitgliederausweis oder die Legi abgegeben hat, notiert sie sich seine gewünschte Weckzeit und überreicht ihm ein duftendes «Lavendelsäckli». Gut ausgerüstet sucht er sich ein Schlafplätzchen und begibt sich ins Reich der Träume. «Die nette Dame vom Empfang ist ja da. Sie wird mich sicher rechtzeitig wecken», flüstert ihm das beruhigende Gewissen noch ins Ohr. Frau Joos ist nicht die einzige ASVZ-Relax-Mitarbeiterin. Sie arbeitet in einem Team von sechs Personen. «Wir arbeiten alle sehr gerne hier. Das schafft ein angenehmes Arbeitsklima, in dem neue Ideen eingebracht werden können», berichtet Frau Joos. Die bunte Lasershow, welche in der Mitte des Raumes an die Decke gezaubert wird, gefällt ihr an ihrem Arbeitslatz besonders gut. «Schade ist nur, dass die Schlafenden ihre Augen geschlossen haben», fügt sie mit einem Schmunzeln hinzu. Unangenehmes ist ihr in diesen zwei Jahren noch nie passiert. Die Studierenden seien sehr nett, diszipliniert, dankbar und kommen begeistert immer wieder. Vielleicht liegt es am freundlichen Weckdienst.

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ASVZ-Relax im Uniturm