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Meine Meile

Dennis Gansel, 2008

19. Mai 2008

Okay, eigentlich liegt es ja auf der Hand. Oder besser gesagt: es hängt dran. Denn der Mensch hat nun mal zehn Finger, also soll er sich gefälligst auch ans Dezimalsystem halten. Doch was sich in der Mathematik längst bewährt hat, konnte sich im nostalgiegetränkten Alltag bislang noch nicht restlos durchsetzen. Wer Gold einkaufen will, muss in Feinunzen rechnen, wer auf Rohöl-Shoppingtour geht in Fässern. Aber auch andernorts wird noch mit seltsamen Ellen gemessen. Der Holzfäller beispielsweise hantiert mit den schönen Einheiten Klafter und Ster, während der Hühnerfarmer die Eier in Dutzende unterteilt.

«Und was hat das alles mit der Euro 2008 zu tun?», mag sich nun der Public Viewer mit dem aufgeschminkten Schweizerkreuz fragen. Und als grosser Befürworter nichtdezimaler Masseinheiten antworte ich: «Ich bin ein Fan der Meile, aber die Fanmeile ist mir suspekt.» Etwas ratlos wird er sich dann am Kopf kratzen, den lustigen Carlsberg-Hut zurechtrücken und dann Richtung Sechseläutenwiese zockeln.

Es hat ja fast schon Tradition, dass in dieser Spalte fussballerische Grossereignisse behandelt werden. Vor vier Jahren etwa prophezeite ich den Griechen den EM-Titel, den sie sich dann auch tapfer erkämpften, doch normalerweise juble ich an dieser Stelle der Deutschen Nationalelf zu. Das will ich auch heute tun («72-80-96-2008!»), gleichzeitig aber auch zum allerletzten Mal meinen ewigen Tipp der letzten Jahre abgeben: Ruud van Nistelrooy wird Torschützenkönig.

So knapp wie noch nie. Als wir schon nicht mehr damit rechneten traf

Amreins Kolumne doch noch ein.

Wie immer.