Verbannte Aschenbecher im «Les Embruns» Beni Magnin

Frischer Wind in Pariser Kneipen

Fernweh

12. März 2008

Wer von euch hats sich selbst nicht auch schon mal geschworen, auch wenn nicht laut ausgesprochen, oder kennt irgendjemanden, der sich das vorgenommen hat und nicht durchgezogen hat – das Aufgeben des Rauchens. In unzähligen Studenten-WGs hab ich schon Alan Carrs Bestseller «Endlich Nichtraucher» gesehen. Mein Mitbewohner hat das Buch schon vier Mal gelesen und jedes Mal auch tatsächlich aufgehört zu rauchen. Dafür ist sein Cannabis-Konsum gestiegen. Zufrieden, aber doch unzufrieden sitzt er da aufm Sofa und greift zum Tabak, um sich seinen Pétard zu drehn. Tabak, so sagen uns die Gutmenschen, Neo-Ökos (wegen den Feinpartikeln in der Luft) und Nicht-Raucher, schädige nicht nur die eigene Gesundheit, sondern vor allem auch die Gesundheit der Mitmenschen.

Neulich in der Bretagne. Ein kalter Wind trägt feuchte, salzhaltige Luft vom Meer heran, Nebel wird zu Nieselregen, dunkle Gestalten huschen vorbei in den Gassen und verschwinden schnell in der nächsten kleinen Türe. Um einen anderen Geschmack als Salz in den Mund zu bekommen, verkrieche ich mich auch in eine Kneipe auf ein lauwarmes Leffe. Fischer und Dorfbewohner sind am Comptoir. Alles scheint völlig normal und alltäglich. Feierabendbier vor dem Nachhausegehen. Doch irgendwas ist anders. Seit Neujahr gibt der Staat dem Bürger Nachhilfe beim Aufhören des Rauchens. Flächendeckendes Rauchverbot, nicht nur in allen öffentlichen Bauten wie bei uns, sondern in allen Kneipen, Bars, Restaurants und Discos. Es ist ein trauriges Bild im «Les Embruns» in Concarneau. Anstatt Zigarettenrauch riecht man jetzt abgestandenes Bier und den Schweiss der Arbeiter.

Ich denke an die unzähligen französischen Filme der 60er Jahre, wo Zigarettenrauch das Bild der Pariser Bars prägt. Kann man sich Lino Ventura ohne eine «clope» vorstellen? Ich kann das Geschwärme meiner nicht-rauchenden Mitstudierenden nicht mehr hören, die sagen, dass das doch ein super Gesetz sei, man stinke nach dem Ausgehen nicht mehr nach Rauch, es sei doch viel angenehmer bla bla bla. Dann hört doch auf in Bars zu gehen, setzt euch zu Hause vor den Fernseher und schaut «Gesundheitssprechstunde», aber lasst mich mit eurem Gesundheitsdiktat in Ruhe! Verbietet doch auch noch den Alkohol, der ist auch überaus schädlich. Und wenn wir grad dabei sind: Ich beantrage ein absolutes Fleischverzehrverbot. Wisst ihr, wie viele Tiere erbärmlich krepieren wegen unserem täglichen Bedürfnis nach Fleisch? Und lässt die Fettleibigkeit nicht auch die Krankenkassenprämien in die Höhe steigen? Was darfs als nächstes sein, Madame Gesundheitsministerin Bachelot?