Kartenspielen im Reisebüro
Spätestens seit US-Serien und -Filme wie «Big Bang Theory», «The Flash» oder auch «Spiderman» Europa erreicht haben, hat der Hype um Comicbücher und -hefte Eingang in das Spektrum der Schweizer Popkultur gefunden. Dazu beigetragen haben auch Comicläden wie das Zürcher Kabooom. Das Comicgeschäft wurde vor über zehn Jahren an der Dienerstrasse, einer Seitenstrasse der Langstrasse, eröffnet. Das Kabooom entstand aus der Idee, in Zürich einen Standort zu schaffen, wo man vergleichsweise günstige Comichefte kaufen kann, erzählt Facundo, der Filialleiter des Comicladens. Von Klassikern wie den Marvel- Comics bis hin zu signierten Raritäten bietet das Kabooom alles, was das Comic-Fan-Herz begehrt.
Obwohl das Geschäft bestens gelegen ist, muss man zweimal hinschauen, um zu erkennen, dass es sich dabei um einen Comicladen handelt, denn angeschrieben ist er auch als Reisebüro. Der Laden teilt sich nämlich seine Räumlichkeiten mit einer Ferienagentur. Aber kaum betritt man das Kabooom, ist man umzingelt von Regalen voller Comichefte, von deren Covern aus einem Superheroes und andere Comicfiguren entgegenblicken und auf denen sich Brettspiele türmen. Im hinteren Bereich des Ladens stehen mehrere Tische, ein Sofa und sogar ein kleiner Kühlschrank mit Snacks. Denn das Kabooom ist nicht nur ein Comicgeschäft, sondern auch Organisator und Austragungsstätte von Karten- und Brettspielturnieren.
An diesem Nachmittag sitzt gerade ein Kunde an einem der Tische und packt seine Spielkarten eine nach der anderen in Plastikhüllen. Auf die Frage, warum er das denn mache, erwidert er, dass das nun Mal so ein Ding sei unter Sammlern und Sammlerinnen von Spielkarten. Für solche Sammelwütige veranstaltet das Kabooom Spielevents. Jeden Freitag findet hier das sogenannte Friday Night Magic statt, wo das Kartenspiel «Magic: The Gathering» gespielt wird. Für all diejenigen, die sich lieber mit japanischem Anime befassen, finden stattdessen «Yu-Gi-Oh»- und «Pokémon»-Turniere statt, die regelmässig an Samstagen ausgetragen werden. Am beliebtesten und am besten besucht seien aber die Magic-Turniere, meint Facundo. Das liegt wohl auch daran, dass die «Magic»-Community mittlerweile globale Ausmasse angenommen hat: «Fast auf der ganzen Welt findet sich ein Laden, der Magic-Turniere veranstaltet.
So kommen Leute von überall her zusammen, die dieses Hobby miteinander teilen.» Unter den Spielenden in Zürich seien viele Studierende, meint Facundo, aber leider vor allem Männer. «Es kann vorkommen, dass bei 44 Spielern gerade mal vier Frauen dabei sind.» Immerhin sehe es bei der sonstigen Comic-Kundschaft etwas anders aus: Frauen würden genauso gerne Comics kaufen und lesen wie Männer, sagt Facundo. Der Laden ziehe zwar besonders jene Kundschaft an, die sich in der Welt von «The X-Men» oder «Magic» wohlfühlen. Aber manchmal komme es auch vor, dass der eine oder die andere sich abends vor dem Ausgang in die Dienerstrasse verirrt. So sei immer etwas los, meint Facundo.
Kabooom ist sicher ein Paradies für all diejenigen, die von der Comicwelt begeistert sind und ihre Abende bei erbitterten und dennoch spassigen Kartenspielturnieren mit Gleichgesinnten verbringen wollen. Genauso ist es aber ein Ort für Neugierige, die vielleicht gerade keine Ferien buchen, aber in Comicheften blätternd eine Auszeit von der realen Welt nehmen wollen.