Deutschstudierenden wird der Weg zum Wunsch-Master abgeschnitten. Louise Østergard

Gekappte Germanisten

Das Deutsche Seminar schafft fünf Master-Programme ab. Studierende sind verzweifelt.

16. September 2013

Im Frühling 2012 mussten zahlreiche Bachelorstudierende des Deutschen Seminars per Mail erfahren, dass ihr Fach im Master künftig nicht mehr angeboten wird. Das Studiendekanat der Philosophischen Fakultät versicherte den betroffenen Studierenden aber, dass ein Abschluss ihres derzeitigen Fachstudiums im Master auf jeden Fall möglich sein wird.

Falschinformationen

Das Versprechen hielt nicht lange. Im April 2013 informierte die Leitung des Deutschen Seminars die Studierenden per Mail, dass ein Missverständnis zwischen der Philosophischen Fakultät und dem Deutschen Seminar vorliege. Die von den Änderungen betroffenen Studierenden könnten ihr Studienprogramm doch nicht wie gewünscht fortführen. Diese seien nun definitiv geschlossen. «Dafür, dass wir Sie hierüber falsch informiert haben, möchten wir uns entschuldigen», heisst es in der E-Mail.

Lisa ist verzweifelt: «Ich kann nicht glauben, dass ich mein Studium nicht wie geplant fortsetzen kann.» Vor drei Jahren hat sich die heute 24-Jährige entschieden, Literaturwissenschaft zu studieren. Diesen spezialisierten Bachelor hat sie diesen Sommer abgeschlossen. Ab dem kommenden Herbstsemester bleiben ihr nur noch zwei Möglichkeiten: Entweder wählt sie einen gemischten Master in Deutscher Sprach- und Literaturwissenschaft, oder sie wechselt die Uni.

Zu teuer und unübersichtlich

Der Studiendekan Daniel Müller Nielaba begründet die Abschaffung gewisser Studienprogramme mit der Unübersichtlichkeit und zu hohen Kosten. «Jedes weitergeführte Programm bindet ganz massiv Mittel, die dann beispielsweise in Forschung und Lehre fehlen.» Die Programmvielfalt und die damit verbundenen Wechselanträge und Mobilitätsprobleme sowie zusätzliche Studienberatung kosten. Die Unileitung will die im Zuge der Bolognareform entstandene Vielfalt der Studienprogramme daher massvoll bereinigen. Zudem müsse die Uni den Studierenden diejenigen Programme anbieten, die sowohl wissenschaftliche Qualifizierung als auch die fachwissenschaftlichen Grundlagen für einen Beruf ausserhalb der Uni ermöglichen.

Julian Renninger, Co-Präsident des VSUZH, kritisiert die mangelnde Transparenz und die fehlerhafte Kommunikation der Seminarleitung. Müller Nielaba weist den Vorwurf zurück, dass die Studierenden zu kurzfristig und teils falsch über die Änderungen informiert worden seien: «Die Abschaffung der Studienprogramme war von Anfang an Teil der Diskussion im Reformprozess.» Zudem seien grosse Anstrengungen unternommen worden, um individuelle Lösungen für den Übergang in die neuen Studiengänge zu finden.

Das grösste Problem siehtRenninger woanders: «Es darf nicht sein, dass es keine Übergangslösungen für die betroffenen Studierenden gibt.» Für Brückenregelungen ist die Fakultätsleitung zuständig. Doch laut Fakultätsleitung berechtigt die Einschreibung nur dazu, eine bestimmte Studienrichtung, nicht aber ein bestimmtes Programm, weiterzustudieren. Ausserdem habe man versucht, mit allen Betroffenen eine individuelle Übergangslösung zu finden, beteuert Nielaba.

Lisa fühlt sich trotz allem Schöngerede bevormundet. Sie hat vorerst genug von der Uni Zürich und wird ihr nächstes Semester in Heidelberg verbringen. Dort kann sie Deutsche Literaturwissenschaft im Master studieren.