Loufonq vor ihrem Haus im Hippiedorf. PD

Zu Besuch bei den Royals

Die Schweizer Soul-Funk-Band Loufonq hat in den USA ihre neuste CD aufgenommen. Dabei lebten sie in einem Hippiedorf.

23. September 2010

Hatfield, Massachusetts. Dank GPS finden wir den Ort, der für die nächsten dreieinhalb Wochen unser Lebensmittelpunkt wird. Nichts weist auf gros­ses Musikbusiness hin. Hatfield, eine typische Kleinstadt in New England, scheint vor allem aus Wald und Hügeln zu bestehen.

In freudiger Erwartung beziehen wir unser Haus in einem idyllisch am Deerfield River gelegenen Hippiedorf, eine halbe Autostunde vom Studio entfernt. Wir sind hier bereits das Dorfgespräch. Das hat uns der Besuch im lokalen Pub schnell klar gemacht. Eine Gruppe dieser Grösse und Herkunft scheint den Bewohnern sonderbar vorzukommen. Aber wir sind auch knapp zu zehnt unterwegs: die Band Loufonq, Freundinnen, Frauen und – der goldene Sonnenschein im Zentrum aller Aufmerksamkeit – Maya, das Baby unseres Bassisten.

So treffen wir mit der ganzen Familie in den Playonbrother-Studios von Alan Evans ein. Alan ist der Schlagzeuger und Produzent unserer Lieblingsband Soulive. Die erste Begrüssung fällt freundlich, aber zurückhaltend aus. Haben wir ihn mit unserer Präsenz überfahren? Kaum. Es zeigt sich bald, dass er sich das gewohnt ist. Alan ist einfach nur wahnsinnig cool und relaxt – und stets mit Leib und Seele bei der Arbeit. Er stellt sich immer ganz in den Dienst der Band und weiss, dass letztlich der Kunde König ist: «Whatever you wanna do, man!»

Home base des eigenen Labels

Dass sich eine solche Gelegenheit für eine Schweizer Band ergibt, hat viel mit den Umwälzungen des letzten Jahrzehnts in der Musikbranche zu tun. Alan hat mit Soulive in den letzten zehn Jahren nahezu alle Stationen einer möglichen Bandbiographie durchgemacht. Die Band startete als Projekt: Alan nahm mit seinem Bruder Neal (Hammondorgel) und Eric Krasno (Gitarre) an einem Nachmittag eine CD auf. Diese war so erfolgreich, dass Blue Note, das renommierteste aller Jazz-Labels, die drei Musiker unter Vertrag nahm. Es folgte zudem eine Zusammenarbeit mit Concord/Stax, woraus insgesamt über ein Dutzend Alben hervorgingen.

Im Jahr 2009 dann die Zäsur: Die Band und ihr Umfeld gründet das eigene Label «Royal Family Records» und spielt in Alans Studio das erste Album «Up Here» ein. Seit da läuft vieles bei Soulive und den Nebenprojekten der Bandmitglieder über Alans Studio. Sei es nun das Lagern des gesamten Band-Materials, die Aufnahmesessions oder der Mixing-Prozess. Diese neuen Möglichkeiten des Eigenvertriebs verschaffen uns die Gelegenheit, mit internationalen, profes­sionellen Infrastrukturen und Musikern zusammenzuarbeiten.

Arbeiten im familiären Umfeld

Alans Studio ist ein kleiner Familienbetrieb. Das Management übernimmt seine Frau Kim, und seine Kinder Kalen und Leila lenken sich während ihren Schulferien gerne bei uns mit verschiedenen Spielen ab. Aber auch musikalisch hat sich mit dem eigenen Label ein Freundeskreis organisiert, der sich jederzeit auf den jeweiligen Alben und Live-Konzerten aushilft und gegenseitig anregt. Für unser Album dürfen wir neben Alan auch auf die Unterstützung von Eric Krasno und Sam Kininger zählen. Sam ist eigens für die Mitarbeit an einem Song mit dem Auto nach Hatfield angereist und begeistert uns mit seinen lockeren Sprüchen und seinem Solo.

Bei Alan dreht sich vieles um den «vibe». Sei es, dass er sich durch manche kuriosen Ideen von uns angestachelt fühlt und plötzlich Aufnahmen in und von seinem Saab macht oder dass er sich geduldig Zeit nimmt und alles mit einem ungezwungenen «right on» quittiert. Er arbeitet deshalb mit möglichst simplen Arbeitsschritten, als ob er noch – wie früher – auf Tonband aufnehmen würde. Er vertraut auf den Sound seines Aufnahmeraums und das authentische Instrumenten- und Aufnahmematerial – old school eben. Dem «vibe» gehen wir auch ausserhalb des Studios nach: Unsere Freizeit verbringen wir mit Burger-Essen, Baden im Fluss und Barbecues im Garten hinter dem Haus im Hippie-Dorf.Neben all dem ist es uns auch gelungen, ein Album auf die Beine zu stellen, mit dem wir sehr zufrieden sind. ◊

Loufonq – The Happy Few

«To the Happy Few» ist das zweite Studioalbum von Loufonq und wurde von Alan Evans von Soulive (Royal Family Records) produziert. Die 13 neuen Songs werden durch nationale und internationale Gastmusiker wie Eric Krasno (Gitarre), Sam Kininger (Alto Sax), Nefew (Rap), Marina Trulec (Gesang) und Dave Feusi (Tenor Sax) bereichert.

Das Album kombiniert die dynamische Ausstrahlung der Band mit einer «state of the art»-Produktion durch einen der Grossen des Genres. Mit «To the Happy Few» gelang der Band eine stimmige CD, die tighte Grooves, funky Horns, grossartige Solos und energetischen Gesang miteinander verbindet.

Die CD-Taufe ist am 15. Oktober 2010 im Moods Zürich.

Links

Mehr zur Reise von Loufonq Infos zur Band Video-Tour durch Alan Evans Studio