Knapp 150 Bologna-Unzufriedene sammelten sich im KO2-F-180. Lukas Messmer

Bologna in der Kritik

Der StuRa lud alle Studierenden und zwölf Vertreter der Universität zu einem Gedankenaustausch über Bologna ein. Dieser bot den Studierenden die Möglichkeit, Frust abzulassen.

1. März 2010

Knapp 150 Studierende sitzen an diesem Mittwochnachmittag den Dekanen, Prodekanen und weiteren Verantwortlichen im Bereich Lehre gegenüber. StuRa-Präsidentin Gwendolyn Marx und David Studerus, Präsident des Fachvereins Jus, führen durch die Veranstaltung. Gleich zu Beginn machen sie klar, dass nicht über die Probleme diskutiert und Lösungsvorschläge gesucht werden. Die Vertreter der Universität sind einfach nur da, hören sich die Probleme der Studierenden an und geben in einzelnen Fällen kurze Antworten.

Prüfungsstress zu Semesterende

Probleme gibt es immer noch viele. Einzig das Chaos bei den Modulbuchungen scheint sich verbessert zu haben. Nur sechs Anwesende melden sich auf die Frage von Thomas Hildbrand, dem Verantwortlichen für den Bereich Lehre, wer denn noch mit den Buchungen gekämpft habe. Als es dann aber um den Aufbau des Studiums geht, kommt Bewegung in die Veranstaltung. Die meisten beklagen sich über zu viele Prüfungen in der letzten Semesterwoche und das mit Pflichtveranstaltungen überladene Curriculum.«Engagierten Studierenden bleibt keine Zeit übrig, um nach Inte­resse zu studieren. Bologna fördert nur die faulen Studierenden», bedauert eine Geisteswissenschaftlerin.

Dieses Argument zählt für Prof. Bernd Roeck, den Dekan der Philosophischen Fakultät, nicht: «Nischen kann man sich erhalten. Sie werden nicht daran gehindert, trotzdem zu lesen, lesen, lesen», sagt er. Dafür erntet er missmutiges Gemurmel und wird von einem Medizinstudenten aufgeklärt, dass dies eben nicht der Fall sei. Viele Studierende würden nebenbei noch arbeiten, zusätzliche Lektüre liege da nicht drin.

Ungenügende Mobilität

Obwohl die Geisteswissenschaftler klar in der Überzahl sind, haben sich neben bereits erwähntem Medizinstudenten einige weitere seiner Gattung eingefunden. Warum, wird beim nächsten Themenblock klar, als es um die durch Bologna angeblich verbesserte Mobilität geht. Die angehenden Mediziner beklagen, dass ihnen viele Veranstaltungen an den Partnerunis nicht angerechnet werden und sie Prüfungen trotz Austauschsemester in Zürich schreiben müssen. Ihre Situation wird sich allerdings schon im Herbstsemester 2010 mit der veränderten Prüfungssituation verbessern. Für Studierende, die für ihren Master von Bern nach Zürich wechseln wollen, gibt es noch keinen Hoffnungsschimmer. Die Bologna-Bürokratie verunmöglicht ihren Wechsel beinahe. «Natürlich ist es ein langer Weg bis die nationale und die internationale Mobilität funktionieren», bestätigt Prorektor Otfried Jarren. Allerdings sollten auch die Besonderheiten der einzelnen Universitäten gepflegt werden.

Die Vetreter der Universität zeigen für die Anliegen der Studierenden Verständnis. Allerdings sind auch sie sich nicht immer ganz einig. So bleiben am Schluss einige Fragen offen und es besteht weiterhin Diskussionsbedarf. Deshalb könnte der Bologna-Talk institutionalisiert werden. Was die Unileitung dann mit den daraus gewonnenen Informationen macht, bleibt abzuwarten.