Editorial #3/25

9. Mai 2025

Undercover – Ein verstecktes Spital unter dem Lindenhof, ein Atombunker unter der ETH, ein Verbindungstunnel zwischen Irchel und Uni-Zentrum. Die Liste an Gerüchten, was die Stadt unter der Stadt betrifft, ist ziemlich lang. In dieser Ausgabe machen wir uns auf die Suche nach diesen und anderen Geschichten, die im Untergrund passieren. 

Wir steigen hinunter ins ehemalige Wasserwerk an der Rämistrasse. Gebaut Ende des 19. Jahrhunderts und geschlossen in den 70ern, liegen die Hallen schon seit 50 Jahren still. Nun soll das Reservoir im Rahmen der Entwicklung des Hochschulquartiers freigelegt und zu einem neuen Treffpunkt umfunktioniert werden (S. 12-13). 

Der Tramtunnel zwischen Milchbuck und Schwamendingen ist ein weiteres Relikt einer vergangenen Zeit. Es erzählt die Geschichte des gescheiterten U-Bahn-Projekts von Zürich. 1973 versenkte das Stimmvolk nach hitzigem Abstimmungskampf eine Vorlage, die Zürich zur Metropole machen sollte (S. 17). 

Auch was im digitalen Raum geschieht, bleibt für Laien oft verborgen. Entsprechend laufen im Internet Sachen ab, die ein Grossteil der Bevölkerung nicht mitbekommt – oder zumindest nicht ihr gesamtes Ausmass. So ist wenig bekannt, wie viele unserer Daten jede Website, die wir besuchen, mittels Cookies über uns sammelt und weiterverkauft. Die gängige Praxis verstösst oft gegen das Datenschutzgesetz in der Schweiz, so etwa bei der Krankenkasse Visana. Der Bund unternimmt aber nichts (S. 16).

Im Verborgenen spielt sich auch die Tätigkeit von Sexarbeitenden ab. Wir sprechen mit einem Callboy über seinen Alltag, seine Kundschaft und weshalb Entstigmatisierung der erste Schritt zu verbesserter Sicherheit ist (S. 14-15). 

Durch diese Recherchen offenbarte sich uns der Untergrund als Sammlung physischer und metaphorischer Orte – da, wo man versteckt ist, wohin man sich zurückziehen, aber auch vertrieben oder verbannt werden kann.