Editorial #2/25

10. April 2025

Hüte dich –  «Nimmst du die Pille? Oder hast du den Ring? Die Spirale, die Spritze, mit oder ohne Hormone?»: An Verhütungsprodukten für Menschen mit Uterus mangelt es nicht. Die Entwicklung von hormonellen Verhütungsmethoden für Menschen mit Penis hingegen kommt nur langsam voran. Der Grund dafür ist oft, dass die Nebenwirkungen dieser Methoden Männern «nicht zugemutet werden können». Dieselben Nebenwirkungen werden bei Frauen einfach akzeptiert, ihre Beschwerden oft nicht ernst genommen. Mädchen werden schon im Teeniealter auf die Pille gesetzt, weil sie sexuell aktiv sind, Regelschmerzen haben oder ein Aknemittel suchen. Diese Praxis ist gefährlich. Hormonelle Verhütung kann enorme Nebenwirkungen haben. Trotzdem gibt es wenige Alternativen. 

Auch ein Unverständnis begleitet hormonfreies Verhüten: Es wird als unverantwortlich oder esoterisch gesehen. Von solchen Erlebnissen berichten vier Studierende, die sich nach Problemen mit der Pille auf die Suche nach alternativen Methoden gemacht haben (S.12). Alle berichten von einem Wohlgefühl, den eigenen Körper und seine Funktionsweise zu kennen. Junge Frauen der Gen Z sind nicht die einzigen, die vermehrt von der hormonellen Verhütung wegkommen möchten. Der Zoo Zürich hielt seine Tierpopulation bisher künstlich klein, will dem Naturzustand aber wieder näher kommen (S.13). 

Wissen über Verhütung haben Frauen bereits über Jahrhunderte mit sich getragen und weitergegeben. Es wurde immer wieder abgewertet und oft ins Lächerliche gezogen (heute) oder in der Vergangenheit sogar kriminalisiert. So wurden während der Hexenverfolgung in der Schweiz unter anderem Frauen verfolgt, die über ihren Körper und Verhütungsmethoden Bescheid wussten (S.14). Die Pille wird zwar als Symbol des Feminismus gehandelt und war ein Sieg für die sexuelle Selbstbestimmung von Frauen. Trotzdem steht sie in einem grösseren historischen Kontext, in dem die Kontrolle über den weiblichen Körper und der Zugang zu Verhütungsmethoden mit kapitalistischen und eugenischen Interessen verknüpft war (S.13). Die Regulation von Frauenkörpern diente nicht nur der Erhöhung der Arbeitskraft, sondern auch der «Bevölkerungssteuerung» – eine Perspektive, die in vielen Ländern bis heute Einfluss auf die Verhütungspolitik hat.