Editorial #6/24
Eilmeldung — Künstliche Intelligenz, Nachrichtenabstinenz und Informationsüberfluss sind alles Phänomene unserer Zeit. Sie stellen den heutigen Journalismus vor grosse Herausforderungen. Als kleine unabhängige Zeitung ist die Arbeit hart und das Geld knapp.
Doch nicht nur kleine Medien sind betroffen. Beliebte Formate wie zuletzt der Züritipp werden abgesetzt und in den Zeitungen prangen wiederholt Schlagzeilen zum flächenbrandartigen Stellenabbau – selbst bei medialen Grosskonzernen: 290 Stellen bei Tamedia, 140 bei CH Media und 75 beim SRF.
Die Schweizer Medienbranche befindet sich in einer Krise. Dass sich der Nachrichtenkonsum von Print- hin zu Online-Medien verlagert, war im Verlaufe der Digitalisierung zu erwarten gewesen. Hinzu kommen rückläufige Werbeeinnahmen und der gesellschaftliche Vertrauensverlust, der sich unter anderem darin zeigt, dass 46 Prozent der Schweizer*innen keine Nachrichten mehr lesen.
Die Branche muss sich grundlegend umstrukturieren, um überleben zu können. Denn auf Unterstützung vonseiten des Staats ist kein Verlass, wie die politischen Debatten rund um die Finanzierung öffentlicher, aber auch unabhängiger Blätter wie Tsüri.ch oder das Filmbulletin offenbaren. Der Nationalrat stimmte im September bereits dafür, die Förderung für die Mitgliedschafts- und Stiftungspresse abzuschaffen – eine beunruhigende Entwicklung. Auch Online-Medien erhalten weiterhin keine Unterstützung, obwohl sie die Zukunft der Branche bestimmen werden.
Mit dem Nein zum Medienförderpaket 2022 bewies auch die Stimmbevölkerung, dass sie privaten Qualitätsjournalismus nicht über Steuern finanzieren möchte. Nun soll es mit der Halbierungsinitiative der SRG an den Kragen gehen – überraschend für ein Volk, das immer stolz auf seine Demokratie verweist.
Nicht umsonst heisst die Presse «vierte Gewalt». Ohne stabilen, unabhängigen Journalismus – ob lokal, regional oder national – gibt es keine Demokratie.