Gegen die graue Leere
Die Uni in Oerlikon erinnert vielmehr an eine öde Bürolandschaft als einen belebten Campus. Das soll sich per 2026 ändern – mit zusätzlichem Platz und Vitra als Projektplaner.
Verteilt inmitten der Betonlandschaft des ehemaligen Industriequartiers nördlich der Gleise des Bahnhofs Oerlikon befinden sich mehrere Institute der Universität Zürich, die zusammen den «Campus Oerlikon» bilden. Die drei Hauptgebäude des Campus Oerlikon stehen jeweils an der Binzmühlestrasse (BIN), Affolternstrasse (AFL) und Andreasstrasse (AND). Zu den dort hausenden Instituten zählen unter anderem das Psychologische Institut im Gebäude BIN, das Institut für Politikwissenschaft im Gebäude AFL sowie das Institut für Banking und Finance im Gebäude AND.
Viel Beton, wenig Unigefühl
Zwischen ihnen befinden sich breite Hauptstrassen, Autogaragen, Backsteinbauten und allgemein wenig Infrastruktur, die die zusammenhängende Atmosphäre eines Campus vermitteln könnte. Darüber hinaus scheint die Rolle des Campus Oerlikon als fester Standort der Universität Zürich relativ unklar. Ursprünglich nur als notwendige Erweiterung des Campus Irchel gedacht, konnte sich der Campus Oerlikon nie komplett als eigenständiger Standort der Universität Zürich etablieren. Viele Studierende wissen nicht einmal, dass es ihn gibt. Im Rahmen des Projekts «Stärkung Campus Oerlikon» soll sich dies ändern. Zentral für dieses Projekt ist die Stärkung des Campusgefühls.
Dafür werden die Gebäude AND und BIN überarbeitet und ein neues Gebäude an der Binzmühlestrasse 11/13 namens BIM bezogen. Hierbei ist kein Zufall, dass das neue Gebäude BIM genau zwischen AND und BIN liegt, denn es soll als Brückenschlag zwischen den beiden fungieren und dabei Fusswege verkürzen. Dazu ist der Aussenaufenthaltsbereich zwischen den Gebäuden BIM und AND ebenso Teil der BIM-Anmiete, wodurch die beiden Grundstücke umso mehr vereint wirken und eine Art Campusgefühl vermitteln sollen. Mehrere Universitätsbibliotheken sowie eine Mensa sind ebenso für das BIM-Gebäude geplant.
Laut Angela Thomsen, einer Vertreterin der Direktion Immobilien und Betrieb der Universität Zürich (DIB), ist konkret Folgendes vorgesehen: «Betreffend BIM kann bereits festgehalten werden, dass dieses als Informatikgebäude der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät entwickelt wird, in dem wegweisende Themen wie Künstliche Intelligenz, Datenwissenschaften, Cybersecurity oder Blockchain erforscht werden.» Zusätzlich zur Neuanmietung BIM konnte sich die Universität Zürich das Erdgeschoss des AND-Gebäudes sichern, welches in Zukunft für neue Lern- und Arbeitsplätze genutzt werden soll. Heute ist dort die HSO Wirtschafts- und Informatikschule untergebracht. Konkrete Pläne für die Gebäude BIN und AND sind derzeit noch in Bearbeitung, orientieren sich jedoch am Ziel eines verbesserten Raumangebots sowie einer effizienteren Raumnutzung. An der Affolternstrasse ist keine Verlängerung des Mietvertrags geplant, wobei die dort ansässigen Institute eventuell in das neue Forum im Zentrum verlegt werden sollen.
Verantwortlich für die Ausführung des Programms «Stärkung Campus Oerlikon» ist das Projektteam der DIB. Dieses plant momentan die genaue Belegung und Nutzung der neuen sowie alten Oerliker Räumlichkeiten. Dazu gehört die Durchführung institutsund gebäudespezifischer Workshops, in denen die DIB in vergangenen Monaten die Bedürfnisse zukünftiger Nutzenden sammelte und in die Planung miteinbezog. Schnittstelle zwischen den Anliegen der Nutzenden und der ausführenden Gremien der Universität Zürich ist der Campusrat des Campus Oerlikon. Dieser bemüht sich bereits seit einiger Zeit, mehr Begegnungsmöglichkeiten innerhalb der Räumlichkeiten des Campus zu schaffen, etwa durch neue Möbel im Eingang des AFL-Gebäudes und der Einrichtung eines Podests mit Sitzplätzen im Foyer des BIN-Gebäudes.
Vitra sorgt für Raumkonzepte
Campus Oerlikon hat der Campusrat das Ziel, diesem vermehrt Sichtbarkeit als festen Bestandteil der Uni Zürich zu verleihen. Für Studierende, die ihre Anliegen noch mit in die Planung einfliessen lassen möchten, sind die Kontaktdaten des Campusrats sowie der kollaborierenden Studis online zugänglich. Interessanterweise wirkt das Schweizer Beratungs- sowie Wohn- und Möbelunternehmen Vitra auch beim Projekt «Stärkung Campus Oerlikon » mit.
Angela Thomsen betont jedoch, dass es sich bei der Zusammenarbeit mit Vitra nicht um Möblierung, sondern um die Entwicklung neuer Raumkonzepte dreht: «Das Consulting & Planning Studio der Vitra AG bearbeitet die Konzeption und Umsetzung von Arbeitskonzepten und -umgebungen. Es unterstützt das Projekt ‹Stärkung Campus Oerlikon› mit seiner langjährigen und interdisziplinären Perspektive primär im Change Management und der Erstellung von Zonenkonzepten. Für Möblierung ist Vitra im Rahmen des Projekts nicht beauftragt.»
Konkrete Veränderungen werden für die Studis frühestens im Sommer 2026 sichtbar sein. Dann sollen das BIM-Gebäude bezugsbereit und das AFL-Gebäude weitervermietet sein. Das Erdgeschoss im AND soll per Frühjahr 2027 angemietet werden. Ob sich aus den Bemühungen ein verstärktes Campusgefühl und eine Festigung des Oerliker Standorts ergibt, bleibt noch abzuwarten.