Hier streitet die Redaktion über Rucksäcke
Pro – Egal, wie praktisch eine Umhängetasche aussehen mag, zum Velo fahren eignet sich keine so wirklich. Zwischen meinen Schulterblättern eingeklemmt wirkt sie ideal positioniert. Doch zweimal in die Pedale getreten, beginnt der Narrentanz. Langsam kriecht sie über meinen Rücken, was ich mit uneleganten Schleuder-Seitenstössen zu verhindern versuche. Kaum meine ich, sie stabilisiert zu haben, rutscht sie mit einem reissenden Flapp-Geräusch vom Rücken und baumelt nun wie ein Affenkind am Bauch der Mutter. Schmerzen im Nacken und unteren Rücken. Mit Rucksäcken passiert dir das nicht. Rucksäcke sind nämlich einfach superpraktisch: geräumig, ergono misch, bequem und auch mal wasserfest. Sein Konzept Rucksack ist so genial, dass es für komplett sinnentfernte Gegenstände angewendet wurde: Staubsauger, Laubbläser, Sauerstofftanks, Generatoren und Wasserfilter. Und natürlich auch die, mit denen du Geister einsaugen kannst. Was wären die Ghostbusters ohne ihre Protonenstrahler? Ja, sogar eine ganze Reisekultur ist nach ihm benannt. Ich glaub auch dir ist nun klar: Der Rucksack ist unverzichtbar. Oder hast du schon mal jemanden mit einer Tasche Berg steigen gesehen? Und doch mögen manche Stimmen so irrwitzig sein, und behaupten, der Rucksack sei unpraktisch, weil man nicht direkt hineingreifen kann. Argument eins: Direkt rein greifen können ist nicht unbedingt von Vorteil, siehe TASCHEN-Diebe. Argument zwei: Wer zu faul ist, um kurz aus einer Schlaufe zu schlüpfen und ihn seitlich unter dem Arm hervor zu ziehen, der*m ist eh nicht mehr zu helfen. Aber klar, im Alltag ist vor allem eines entscheidend: Stil. Aber kennst du «Freitag» schon? Nachhaltig und immer IN. Egal ob Neo-Hippie, Anarcho, Architekt*in oder Financebro, für alle ist ein passendes Modell dabei. Das ist mal inklusiv. (gas)
Kontra – Es ist kein Zufall, dass die coolen Mädchen zu Primarschulzeiten ihre Schulrucksäcke lässig auf nur einer Schulter trugen. Sie waren die ersten, die auf Taschen umstiegen, denn – sind wir ehrlich – einen stylischen Rucksack habe ich noch nie gesehen. Ja, Freitagfans, auch eure LKW-Ranzen sind mitgemeint. Aber mal ganz abgesehen vom Oberflächlichen, dieses Gepäckstück strotzt nur so vor Nachteilen. Bist du Rucksackträger*in deiner Freundesgruppe, kannst du gleich einpacken; und zwar wortwörtlich. Plötzlich haben alle noch was Kleines, das du doch für sie tragen könntest. Ein Handy oder ein Portemonnaie und auf einmal bist du der designierte Packesel der Truppe, während der Rest leichten Fusses vor dir her tanzt. Dann musst du dich nicht wundern, wenn du eine Woche später bemerkst, dass eine fremde Sonnencreme aus den Nähten deiner Seitentasche rinnt. Doch da hört es nicht auf, denn bist du schon mal mit Rucksack aufs Tram gerannt? Im Rhythmus deiner Schritte schlägt er dir ins Kreuz. Wie doof das gerade aussieht, möchtest du dir gar nicht ausmalen. Und wenn du es trotz dieser Erniedrigung noch ins Tram geschafft hast, geht es gleich weiter: Es ist Feierabend, du musst stehen. Mit deinem Rucksack rempelst du nicht nur alle hinter dir an, sondern streifst mit ein bisschen Pech auch noch das Gesicht einer älteren Dame. Herzlichen Glückwunsch, du bist der unbeliebteste Fahrgast der Rushhour. Diese Tragödie begrenzt sich nicht auf Tramfahrten, sondern lässt sich genauso auf Konzerte und andere Veranstaltungen übertragen. Nicht nur bist du leicht zu beklauen, dein egoistisches Accessoire raubt auch uns selbstlosen Taschenträger*innen den letzten Nerv. Also schnall dir das nächste Mal lieber eine Ladung Rücksicht auf den Buckel und lass deinen Rucksack zuhause. (liv)