Endlich Biodiversität
Seit letztem Herbst kann man an der Uni Zürich Biodiversität studieren - eine Premiere in der Schweiz. Programmleiter Florian Altermatt erzählt, wieso die bereits breite Forschung endlich mit der Lehre ergänzt wird.
Bereits 150 Studierende haben sich für den neuen Studiengang entschieden. Ins Leben gerufen wurde er vor etwas mehr als drei Jahren von Florian Altermatt, Professor für Aquatische Ökologie und Direktor des neuen Studienprogramms. Unter den Professor*innen bestand laut Altermatt schon länger eine Bereitschaft, die starke Forschung im Biodiversitätsbereich mit der Lehre zu ergänzen: «Unsere Motivation ist es, Studierende in Themenbereichen auszubilden, die eine Relevanz haben». Weiter hebt er hervor: «Biodiversität ist nicht nur von wissenschaftlicher, sondern auch von grosser gesellschaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Relevanz».
Zum umfangreichen Gründungsprozess des neuen Studiengangs gehörte neben einem Antrag beim Studiendekanat, der Unileitung und den Fakultätsversammlungen die Besetzung von Professuren und das Bestimmen der gelehrten Inhalte. Diese gestalteten die Dozierenden während über einem Jahr aufgrund von verschiedenen Workshops. Entschieden war, dass sie eine starke naturwissenschaftliche Basis und Biologie auf Organismus-Ebene vermitteln wollten, aber eben auch Themenbereiche, die über rein mathematisch-naturwissenschaftliche Fächer hinausgehen, zum Beispiel aus der Politikwissenschaft oder Ethik. Die Studierenden nahmen ebenfalls an den Workshops teil. Florian Altermatt betont: «Es war ein sehr partizipativer Prozess».
Studimeinung zählt
Die Meinungen der Studierenden waren für Altermatt eine wichtige Motivation, sowohl bei der Gründung als auch bei der Gestaltung des Studiengangs. Auf Feldkursen hörte er immer wieder: «Wenn es doch nur einen Studiengang gäbe, wo man genau das macht: Arten kennenlernen, ins Feld gehen.» Er habe gespürt, dass Biodiversität etwas ist, das bei den Studierenden auf Interesse stösst. Zudem wisse man aus der Privatwirtschaft und von den Kantonen, dass Expertise in diesem Feld im Arbeitsmarkt gefragt ist. Es gebe also einen Bedarf von allen Seiten: «Wenn man den zusammenbringen kann, ist das sehr erfüllend.»
Marion Steiger studiert an der Universität Zürich und hat von Biologie zu Biodiversität im Nebenfach gewechselt: «In Biologie gab es ein Modul zu Biodiversität und Evolution, das hat mich am meisten interessiert». Pauline Billaud studiert Biodiversität im Mono-Bachelor und erklärt, dass im ersten Jahr viele fächerübergreifende Kurse auf dem Stundenplan stehen, etwa Mathe, Chemie und Physik. Im zweiten Jahr werden die Gruppen dann kleiner. Ein Problem liegt laut Pauline in der Natur eines so jungen Studienfach: «Man kann sich halt keine Tipps oder Zusammenfassungen von älteren Studierenden einholen». Marion gefällt, dass der Fokus auf Pflanzen- und Tierarten liegt, anstatt wie in der Biologie auf molekularer Ebene. Gerade wenn man nach dem Studium in den Umweltschutz möchte, findet sie, sei Biodiversität ein sinnvolles Nebenfach.