Dem VSUZH fehlt der Nachwuchs – nun mehr denn je
News — Um seine politische Schlagkraft zu erhöhen, hat der VSUZH die Stelle Bildungspolitik geschaffen. Doch dem Verband fehlen die Mitglieder: Gleich fünf von sieben Stellen im Vorstand sind Ende September vakant.
Es ist keine Neuheit. Seit seiner Gründung kämpft der Verband der Studierenden der Universität Zürich (VSUZH) immer wieder mit Personalmangel. Doch so drastisch wie derzeit war die Lage schon lange nicht mehr: In fünf von sechs Ressorts wird dringend nach Vorstandsmitgliedern gesucht.
«Es braucht jetzt eine neue Generation von Studierenden, die motiviert ist, etwas zu verändern», sagt Seraina Eisele, die am 25. September als Co-Präsidentin zurücktritt. Seit Ende Mai hat sie dieses Amt inne, zuvor war sie bereits lange im Vorstand und im Rat aktiv. Neben ihr treten vier weitere Vorstandsmitglieder zurück – laut Eisele reiner Zufall, da viele gerade ihr Studium abgeschlossen hätten. Im Vorstand verbleiben also lediglich zwei Personen: Co-Präsident Sébastian Margot und Meret Prangulaishvili, zuständig für das Ressort «External Affairs». Ausgeschrieben sind neben dem Co-Präsidium die Ressorts Kommunikation, Internal Affairs und Events.
Zudem hat der Vorstand über den Sommer ein neues Ressort eingeführt. Fortan soll sich eine Person ausschliesslich um Bildungspolitik kümmern, also Lobbying im Kantonsrat und auf Bundesebene betreiben, die Zusammenarbeit mit dem Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS) intensivieren und in der Bildungspolitischen Kommission Einsitz nehmen. Damit soll das politische Gewicht des VSUZH erhöht werden. Diese Arbeit sei gerade jetzt, wo verschiedene Sparmassnahmen in der Bildung vorgesehen sind, extrem wichtig, so Eisele. Sie spricht von der geplanten Verdreifachung der Studiengebühren für Bildungsausländer*innen an der ETH, aber auch vom Gaillard-Bericht, der drastische Sparmassnahmen bei den Hochschulen vorsieht. Bereits beschlossene Sache ist die Erhöhung der Uni-Anmeldegebühren für ausländische Studierende um 50 Franken. Bei solchen Entscheidungen kann der VSUZH mitreden.
Und er wird auch gehört, immerhin vertritt er 22'000 Studierende gegenüber der Uni und stellt damit den mit Abstand grössten Stand. Den Grund für die personelle Flaute sieht Eisele in der Pandemie. Seither seien deutlich weniger Studis aktiv. Das fehlende Engagement habe aber auch sicher mit dem steigenden Leistungsdruck an der Uni zu tun. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, brauche es auch hier dringend die Stimme der Studierenden. Wichtig ist für Eisele, dass diese Stimme möglichst viele Perspektiven widerspiegelt.
Es sei fundamental, dass sich Personen, die als erste aus ihrer Familie studieren, Studierende mit Behinderung, ehemalige Heim- und Pflegekinder oder auch Menschen, die neben ihrem Studium arbeiten oder Betreuungspflichten übernehmen, vom VSUZH vertreten fühlen. «Wenn wir echte Bildungsgerechtigkeit erreichen wollen, brauchen wir diese Stimmen», betont sie.