Ich war noch niemals in ... der UB Völkerkundemuseum

Lea Schubarth (Text und Foto)
7. Mai 2024

Wenn ich ein Salamander oder eine Stockente wäre, würde ich mich mitten in der Zürcher Innenstadt niederlassen: Im Alten Botanischen Garten. Sein Arboretum, eingerahmt von der Sihl und der vielbefahrenen Talstrasse, kennen wohl alle, die Zürich je betreten haben. Weniger beachtet ist das Völkerkundemuseum mit der darin untergebrachten Bibliothek, das mitten im Garten beheimatet ist. Zu verdanken ist der glückliche Standort dem Fach Ethnologie. Nachdem dieses an  der Uni eingeführt wurde, zog das Museum aus dem zweiten Stock des Uni-Hauptgebäudes in den Alten Botanischen Garten. An diesem Standort trotzt das Urkonzept Bibliothek unbeirrt dem Lauf der Zeit und der steigenden Anzahl Studierenden. Sie ist weder übermodern wie das Rechtswissenschaftliche Institut, noch überfüllt wie die Zentralbibliothek. Im Gegenteil, die Bibliothek ist durchgehend leer. Vielleicht liegt das an den Öffnungszeiten: Die Anschrift an der Tür und auf der Webseite (14-17 Uhr, gelegentlich 9-13 Uhr) schreckt den Mob ab, der täglich um 8 die Pforten der ZB stürmt. Um die kleine, etwas versteckte Bibliothek zu betreten, muss man an einem altmodischen Türschild klingeln und hoffen, dass jemand aufmacht. Drinnen begleiten einen neben der Stille der Geruch von altem Holz und Zeitschriften mit Namen wie «L’homme: Revue française d’anthropologie» beim Lernen. Durch die grossen Fenster neben den Lernplätzen gibt es Vögel zu beobachten, oder kleine Kinder, die mit Stöcken und eigentlich aus dem Garten verbannten Fussbällen spielen. Ich gehe erst, als mein Computer abstürzt. Wie immer an einem neuen Ort habe ich die Steckdosenleiste nicht gefunden und mich nicht getraut zu fragen. Dann hocke ich noch eine Weile im Garten und ärgere mich darüber, genau diesen Ort für einen Artikel ausgesucht zu haben; je weniger Menschen ihn kennen, desto besser.