Rektor stellt sich der Kritik der Studierenden

Nachdem der VSUZH den Umgang der Uni mit dem Nahostkonflikt bemängelte, folgte nun eine Aussprache mit Rektor Michael Schaepman. Dabei ging es auch um den umstrittenen Auftritt von Friedrich Merz.

Giorgio Dridi (Text und Foto)
6. Mai 2024
Michael Schaepman folgte der Einladung an die VSUZH-Sitzung.

In einem offenen Brief bemängelte der VSUZH Ende vergangenen Jahres, dass an der Uni Veranstaltungen zum Nahostkonflikt fehlten. Um ein Ort des offenen Diskurses zu sein, wäre es wichtig, dass sie diese ermögliche, fördere und selbst Initiative ergreife. Zudem stösst sich der Rat an der Bürokratie, an der die Organisation von Veranstaltungen oft scheitere.

Nun wurde der Rektor für die VSUZH-Ratssitzung im April eingeladen. «Wir müssen für die Sicherheit und das Wohlfühlen aller sorgen, egal, welche Meinung sie vertreten», sagte er zu Beginn der Sitzung. Auf die Kritik entgegnete er, kürzlich wären drei Anfragen zu Ausstellungen angenommen worden, eine davon über die Geschichte Palästinas, organisiert von der Muslim Students Association Zurich (MSAZ). Amira vertrat die MSAZ an der Sitzung und erzählt der ZS, dass die Ausstellung dieses Semester hätte stattfinden sollen, nun aber auf das nächste verschoben wurde. Die Begründung der Uni: Kurzfristigkeit und Nichteinhaltung der Brandschutzmassnahmen, wobei diese erst nach Zustimmung und zum Schluss kommuniziert wurden. Schaepman wünscht sich bei der Auswahl der Räume mehr Kompromissbereitschaft. Einige würden für die Bühne ihres Vortrags die Aula fordern. Die Lehre habe dort aber Vorrang; ausserdem sei der Raum sicherheitstechnisch nicht geeignet für Veranstaltungen. Dennoch hat Mitte April CDU-Chef Friedrich Merz seinen Weg in die Aula gefunden. Seine Rede wurde von Aktivist*innen mit Plakaten gestört, worauf stand «Merz hat kein Herz» oder «Stop arming Israel». Merz polarisiert: Ausländer*innen nähmen «deutschen Bürgern» die Stühle bei Zahnärzt*innen weg. In Bezug auf den Konflikt sollen nach ihm nur jene eingebürgert werden, die sich zur Sicherheit Israels bekennen.

Am 12. Oktober wurde einer der einzigen Events zum Thema, organisiert vom Zentrum für Krisenkompetenz, nicht von Aktivist*innen unterbrochen, sondern einen Tag nach Ankündigung ersatzlos und unbegründet abgesagt. Im Kontext seiner Dringlichkeit bedauern dies viele Studierende. Laut dem Rektor seien die Veranstalter*innen, die nach vielseitiger Kritik Sicherheitsbedenken äusserten, selbst dafür verantwortlich. Gegen Ende der Sitzung teilte eine Teilnehmerin dem Rektor mit, sie fühle sich als Araberin nicht wohl mit der «Fake-Neutralität» der Uni. Es werde einem Politiker, der «offensichtlich rassistische» Statements macht, eine Plattform geboten. Schaepman antwortete: Er habe Merz anders erlebt als in den Medien, teile seine Wertehaltung jedoch nicht.

Das Schweigen ist gebrochen und es stellt sich die Frage, wer reden darf und wer nicht. Der Rektor plädiert für Toleranz: «Jede*r Angehörige der Universität ist alt genug, um einzuschätzen, was eine Person zu sagen hat und wie sie es sagt.»