«Wilde» Zwanziger; Live-Filmkritik; Lederwerkstatt

Kulturelles in Kürze

Lucie Reisinger, Gena Astner (Text) und Marin Stojanovic (Illustration)
26. Februar 2024

«Wilde» Zwanziger auf 192 Seiten

Ilona Hartmann erzählt in ihrem zweiten Roman «Klarkommen» vom Erwachsenwerden in einer fremden Grossstadt. «Alles in der neuen Stadt fiel mir schwer. Ausgehen, drinbleiben, hineinfinden, mitmachen, loslassen, ausatmen», gibt die Erzählerin zu. Hartmann schafft es, in kurzen, teils witzigen Szenen eine Coming-of-Age-Geschichte ohne Beautyfilter zu erzählen: Keine überzogenen Höhen und Tiefen, mehr Alltag als Abenteuer. Das Versprechen von der «besten Zeit des Lebens» will für die drei Protagonist*innen nicht so richtig wahr werden. Sie versuchen, dieser Ernüchterung zu entkommen und mit den neuen Herausforderungen zurechtzukommen. Wer kennt es nicht? (luc)

Kulturpromis erklären Filme

Wer nach dem Kinobesuch den Drang verspürt, den Film nochmals aufzurollen und die Meinung anderer Filmliebhaber*innen zu hören, ist beim «UTO late» Talk richtig. Benedict Wells und Christoph
Daniel laden jeweils einen Gast aus der Kulturbranche zum Gespräch ein. Am 15. März wird der Klassiker «The Breakfast Club» gezeigt und am 16. März besprochen. Wer sich erhofft, an der Diskussion teilzuhaben, wird enttäuscht. Die Veranstaltungsreihe kommt in ihrer Form einem Live-Podcast wohl am nächsten und ist nur geringfügig interaktiv. Dafür wird der Film humoristisch reflektiert und die Moderatoren überzeugen mit ihrer ausgestellten Ahnungslosigkeit gegenüber dem, was sie gerade tun.  Berieseln lassen und einen Drink an der fantastischen Kinobar geniessen, bevor das Kino seine Türen für immer schliesst. (gas)

Umberto Bordoli flickt Lederwaren

Direkt an der Tramstation Bernina­platz befindet sich ein mittlerweile 30 Jahre altes Warengeschäft, das nebst einem Schlüsselservice allerlei Leder- und Schuhmacher-Dienstleistungen anbietet. An der Schaufensterfront kleben Notizzettel, hinter Kisten voll lederner Stoffreste verstecken sich sichtlich in die Jahre gekommene Maschinen und ein etwas älterer Mann. Der Mann spricht lieber Italienisch als Deutsch und hält die Kommunikation auf Minimum, wirkt aber dennoch freundlich. Bei jedem Bruchstück weiss er, was zu tun ist. Für kleinere Operationen wie kaputte Taschenhenkel oder abgelöste Schuhsohlen benötigt er knapp zehn Minuten und verlangt nicht mehr als 20 Franken in bar. Mit Karte bezahlen kann man hier nicht. (gas)