Was wäre, se tutte le persone da la Svizra parlaient la même langue?

Die Komödie «Bonschuur Ticino» von Regisseur Peter Luisi wurde von mehr als 200 000 Zuschauer*innen gesehen. Aber ist der Film den Rummel wirklich wert?

18. Februar 2024
Die drei Sprachen unter einer Schafwolldecke: Francesca (Catherine Pagani), Walter (Beat Schlatter) und Jonas (Vincent Kucholl) zVg

Was wäre, wenn die Schweiz nur noch eine Landessprache hätte? Das ist die Prämisse des Films «Bonschuur Ticino»: Nach Annahme einer Volksinitiative spricht die Schweiz nur noch Französisch.  Die Umstellung schürt allgemeine Unzufriedenheit und im Tessin bildet sich eine Widerstandsgruppe.  Die Bundespolizisten Walter Egli (Beat Schlatter)und Jonas Bornard (Vincent Kucholl) machen sich zur Aufgabe, die Rebell*innen zu stoppen. Beim Infiltrieren der Gruppe kommt Walter Francesca Gamboni (Catherine Pagani), einem leidenschaftlichen Mitglied, näher. Nun müssen die drei Protagonist*innen versuchen, einen drohenden Bürgerkrieg zu verhindern. 

Was uns zusammenhält

Der Film ist eine Komödie, handelt einen wichtigen Aspekt der Schweizer Kultur aber gekonnt ab: die Mehrsprachigkeit. Als Inspiration diente die «No-Billag-Initiative», welche die Abschaffung der Gebühren für das öffentliche Radio und Fernsehen gefordert hatte. Da sie aber unter anderem die Verteidigung der sprachlichen Vielfalt untergrub, wurde sie abgelehnt. Der Wunsch, diese Vielfalt zu bewahren, ist aber nicht immer von Verständnis begleitet. Das zeigt auch der Film: Zu Beginn machen sich einige Deutschschweizer über die mageren Deutschkenntnisse eines französischen Kollegen lustig. Sobald alle Französisch sprechen müssen, kehrt sich die Situation um. Wichtig ist auch der Umgang mit Rätoromanisch: In der ersten Sequenz kommentiert ein Bauer, dass Rätoromanisch als Sprache komplett ignoriert wird. Ironischerweise ist das die einzige Erwähnung dieser Sprache. Was am Ende herauskommt, ist natürlich, dass die Mehrsprachigkeit ein Reichtum ist, den die Schweizer Bevölkerung bewahren möchte. Hoffentlich erkennen die Zuschauer*innen, dass es nicht ausreicht, diese schweizerische «Besonderheit» zu mögen. Es braucht mehr Respekt und Verständnis, und vielleicht ein wenig Geduld.

«Bonschuur Ticino» jongliert grosse Themen mit Witz, regt aber dennoch zu Diskussionen an. Es ist ein Film, der die Schweiz – ein Land, das durch seine vielen Sprachen ständig gespalten ist – zusammenbringt: Er zeigt, wie wichtig unsere sprachliche Vielfalt ist, und wie wichtig es ist, sie zu verteidigen und zu pflegen. Aber vor allem sind wir uns alle in einem einig: Walters Mutter ist cool und wir wollen alle sie sein, wenn wir alt sind!