Das Mensa-Testlabor 

Seit Anfang Dezember gibt es am Campus Irchel eine neue Mensa – das Green Kitchen Lab. Punkten will sie mit pflanzenbasierten Menüs und einem modernisierten Konzept.  

Melanie Guhl (Text) und Elia Mathias (Fotos)
18. Februar 2024
Im Green Kitchen Lab werden jeweils zwei Menüs angeboten. Diese ändern nicht täglich, sondern wöchentlich.

Parallele Mensawelt

Macht man sich auf dem Campus Irchel Auf den langen Weg vorbei an der Cafeteria Seerose, in den hinteren Teil des Gebäudes, findet man eine Mensa, wie sie die Uni noch nicht gesehen hat. Kaum nach Tablett und Besteck gegriffen, wird man von Nadia, einer Mitarbeiterin des Green Kitchen Lab, herzlich begrüsst. «Habt ihr einen Tisch reserviert?» – eine Frage, die man so zum ersten Mal in einer Mensa gestellt bekommt.

Aber auch ohne Tischreservierung findet sich meistens einen Platz. Um aber zuerst etwas gegen den Hunger zu tun, muss man sich für eine der zwei Menüoptionen entscheiden. «Hummus-Bowl mit Blumenkohl-Sesam-Tempura, Spinatsalat, gepickelten Zwiebeln, Mandeln und Pinsa» oder «Bodenkohlrabi-Kartoffelstampf mit Lauch, Schmorkarotten, Urdinkel-Brotcroutons und Sonnenblumenkerne» könnten zur Auswahl stehen. Ist die Entscheidung getroffen, kann man dabei zusehen, wie das Essen in der offenen Küche von den Mitarbeitenden frisch zusammengestellt wird. 

Mit 6,90 Franken. kommt einem das Menü kaum teurer zu stehen als in anderen Mensen. Sollte Durst aufkommen, kann dieser mit Hipster-Getränken wie Züri-Schorle oder einem Vivi Bio Mate gestillt werden. Hat man sein Mittagsmenü beisammen, geht es weiter an die Kasse, welche auch Überraschungen bereithält. Bezahlt wird nämlich nicht bei einem menschlichen Gegenüber, sondern bei einer KI-operierten Kasse. Diese erkennt, was man alles aufs Tablett gepackt hat und berechnet so den Preis. Einmal bezahlt, kann man schliesslich in dem im 80er-Jahre-Stil gehaltenen Raum Platz nehmen und sein Essen genießen.

Plant-based und modern

Das Green Kitchen Lab hat letzten Dezember seine Türen geöffnet und erweitert seither das Mittagsangebot am Irchel. Der Name ist dabei Programm: Nachhaltigkeit steht im Mittelpunkt, die neue Mensa wird als Testlabor für das neu ausgearbeitete Konzept der dahinterstehenden Genossenschaft ZFV genutzt. Dieses legt seinen Fokus auf saisonale und pflanzenbasierte Menüs – wobei pflanzenbasiert nicht nur fleischlos, sondern auch möglichst unverarbeitet heissen soll. Fleischalternativen wie Planted Chicken oder Seitan kommen deshalb nicht auf den Teller. Hingegen setzt das Green Kitchen Lab auf unterschiedliches Gemüse, auch solches, das es im Verlauf des Jahres selbst einmacht. Die Basis bilden also vegane Gerichte, bei denen tierische Produkte bloss eingesetzt werden, wenn es dem Rezept hilft. Fleischliebhaber*innen gehen dennoch nicht leer aus: das Basismenü ist zwar vegan oder vegetarisch, Fleisch ist dafür als «Add-on» zu einem Aufpreis von 4,50 Franken erhältlich. 

Aus einer vor Ort durchgeführten Bedürfnisumfrage bei Studierenden, Dozierenden und Mitarbeitenden hat sich nämlich ergeben, dass pflanzenbasierte Küche hoch im Kurs steht, aber auch ein gewisses Angebot an Fleisch gewünscht wird. Das Menü kann zudem mit einem Salat oder Dessert ergänzt werden. Das Angebot ist aber bewusst eher knapp gehalten, da das Hauptgewicht auf der Qualität und nicht der Quantität liegen soll. Täglich gibt es zwei verschiedene Menüs, wobei diese wöchentlich am Mittwoch wechseln. Jeden Mittwoch werden die zwei Menüs ausgewechselt, die täglich angeboten werden. Anders als in anderen Mensen bekommt man also nicht jeden Tag etwas Neues aufgetischt. 

Nicht nur das Essen, sondern auch das Drumherum ist im Konzept berücksichtigt. Features wie das Reservations- und das Kassensystem sind in den Mensas der Uni einmalig und sollen zukunftsweisend sein. Mit reservierbaren Plätzen soll der Mittag in der Mensa angenehmer werden, indem der Stress des Platz-Suchens wegfällt. Tatsächlich ist im Green Kitchen Lab die Platzsuche einfacher und die Räume sind weniger überfüllt. Das könnte aber ebenso daran liegen, dass die Mensa etwas versteckt und noch unbekannt ist. 

Auch die selbständige Kasse soll helfen, da das wegfallende Kassenpersonal nicht gestrichen wird, sondern an anderen Orten, wie beim Empfang, eingesetzt werden kann. Die unbediente Kasse stiftet zwar bei der ersten Benutzung Verwirrung, ist aber nachher einfach zu bedienen. Ob sich dieses futuristisch anmutende Konzept grossflächig durchsetzen wird, ist fraglich. Bisher kommt es aber gut an. Laut Betriebsleiter Felix Trottmann sind die Rückmeldungen durchweg positiv, einzig die Kritik «zu fancy» wird gelegentlich angebracht. 

Zukunftsaussichten

Die neue Mensa wird langfristig am Irchel bleiben. Wenn sich das Konzept behauptet, soll es auch an weiteren Standorten der Genossenschaft ZFV, die für das Gastronomieangebot der Universität zuständig ist, implementiert werden. Auch am jetzigen Standort im Atrium ist noch einiges geplant: Das Frühstücksangebot– mit Scones und Porridge – soll ausgebaut und das bereits bestehende Teekonzept besser beworben werden. Auch das ganztägig bestellbare Menü, momentan Pasta mit Linsenbolognese, ist noch in seiner Testphase. Ausserdem soll das Angebot an «Add-ons» erweitert werden, damit alle ein Menü nach ihrem Gusto zusammenstellen können. Auch wenn noch Veränderungen zu erwarten sind, ist das Green Kitchen Lab gekommen, um zu bleiben – und soll im besten Fall eine Vorreiterrolle in der Mensalandschaft einnehmen.